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Sport: Die zweiten Spiele

Heute werden in Turin die Winter-Paralympics eröffnet – das deutsche Team geht als Favorit an den Start

Armando Ruiz kann im Neuschneetreiben auf der Piste im italienischen Sestriere kaum etwas durch seine Skibrille sehen. „Es ist supergefährlich, aber ich liebe es“, sagt der 42-jährige Paralympics-Neuling aus Mexiko und stößt sich in seinem Sitzschlitten vom Start ab. Der querschnittsgelähmte Anwalt aus Mexiko City ist Alleinvertreter seines Landes bei den 9. Winterspielen der Behinderten in Turin. Dort, wo vor wenigen Wochen Wintersportler ohne Handicap um Medaillen kämpften, gehen bis zum 19. März behinderte Leistungssportler an den Start. Am heutigen Abend wird das paralympische Feuer im Olympiastadion in Turin entzündet.

Giomaria Dessi ist froh, dass es so weit ist. Der junge Mann aus Sardinien hat schon die olympischen Athleten per Fahrdienst zu den Wettkampfstätten kutschiert. „Das waren ganz schöne Primadonnen“, sagt der Paralympics-Mitarbeiter aus Sardinien. „Die Leute jetzt sind dagegen total nett.“ Allüren können sich die Sportler mit Handicap nicht leisten. Sie sind es gewohnt, dass vieles nicht funktioniert. Die bereitgestellten Fiat-Transportwagen bleiben oft auf den Serpentinen hoch in die Berge stehen – Kühlerfrostschutz gehört nicht mit zum Lieferumfang. Dafür gerät im paralympischen Dorf mitunter einiges schneller in Bewegung, als es den Athleten lieb ist. „Ich habe gerade eine Tour durch den Ort gemacht, das ist alles total steil und rutschig, gottseidank sind Helfer dabei“, sagt Christiane Singhammer aus Laufen an der Salzach. Sie wird als Monoskifahrerin im Sitzschlitten im Riesentorlauf und im Slalom an den Start gehen. Deutschland schickt 37 Athleten nach Turin – und geht als Titelverteidiger ins Rennen. Bei den Winter-Paralympics in Salt Lake City 2002 gewannen deutsche Sportler 17-mal Gold, einmal Silber und 15-mal Bronze.

Erstmals tritt in Turin ein deutsches Schlitten-Eishockey-Team (Sledgehockey) an , und erstmals gibt es einen Rollstuhlcurling-Wettbewerb. Mit dabei wie seit den ersten Winterparalympics überhaupt im Jahr 1976 in Schweden sind auch diesmal die starken Wintersportnationen wie die USA, Kanada und die skandinavischen Länder.

Die meisten Langläufer, Abfahrtsläufer oder Curlingspieler sind berufstätig, trainieren vor oder nach der Arbeit. Nur fünf Athleten und zwei Begleitläufer aus Deutschland wurden ins so genannte „Topteam“ berufen. Sie konnten auf diese Weise stundenweise vom Job freigestellt werden, der Deutsche Behindertensportverband und die Stiftung Deutsche Sporthilfe stellte dem Arbeitgeber einen finanziellen Ausgleich dafür bereit.

Annette Kögel[Sestriere]

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