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Jubel eines Nervenstarken. Mosquera erzielte das 2:1 gegen Bochum. Foto: dapd

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Sport: Diesmal halten die Nerven

Unions Mosquera bietet sich für die Startelf an

Berlin - Gelegenheiten, die zu einfach aussehen, um sie nicht zu nutzen, gehören zu den kuriosen Eigenheiten des Fußballs. Gut eine Stunde war beim Spiel zwischen dem 1. FC Union und dem VfL Bochum gespielt, als sich im Stadion An der Alten Försterei eine solche Szene zutrug. John Jairo Mosquera, gerade mal eine Minute im Spiel, lief ganz allein auf Bochums Torhüter Andreas Luthe zu, und Unions Trainer Uwe Neuhaus wurde angesichts der großen Möglichkeit ganz mulmig. „Eigentlich war der viel zu einfach“, sagte Unions Trainer später süffisant. Neuhaus kennt seine Spieler nur zu gut, er weiß, dass solche Momente nicht gerade zu Mosqueras Stärken gehören. Des Öfteren war der junge Angreifer in der vergangenen Saison allein vor dem gegnerischen Tor gescheitert. Dieses Mal aber behielt er die Nerven.

Mosquera strahlte anschließend über das ganze Gesicht, der Kolumbianer hatte nach seinem Treffer zum 2:1-Sieg merklich Mühe, auf Understatement zu machen und die branchenüblichen Floskeln eines Fußballprofis von sich zu geben. Zuerst gab er noch zu, dass es für ihn wie im Traum gelaufen war, dann bemühte er sich mit leuchtenden Augen um einen nüchternen Ton: „Jedes Tor ist schön, wenn es drei Punkte für die Mannschaft bringt.“ Es bedurfte auch gar keiner großen Worte, um zu erahnen, wie er sich fühlte. Die Saison hatte für den 23-Jährigen bisher nur Enttäuschungen parat, da kam der erste Treffer in dieser Spielzeit gerade recht. Nur 33 Minuten durfte Mosquera bis zum Sonnabend spielen, gegen Paderborn und Dresden wurde er nicht einmal eingewechselt.

Das war schon mal anders, aber weil Union in diesem Sommer mit Simon Terodde und Silvio zwei neue und dazu noch gut miteinander harmonierende Angreifer verpflichtete, musste Mosquera auf einmal zuschauen. Silvio traf auch gegen Bochum, er verwandelte einen Elfmeter zum 1:1, nachdem Takashi Inui die Gäste in Führung gebracht hatte. Zwei Tore hat Silvio bisher erzielt – beide per Elfmeter, aber als spielstarker Angreifer passt der Brasilianer besser zum bulligen Stoßstürmer Simon Terodde als der athletisch starke John Jairo Mosquera. Für Unions erfolgreichsten Torschützen der vergangenen Saison keine leichte Situation. „Ich habe ihm schon angesehen, dass er traurig war“, sagte Neuhaus. „Wichtig ist aber, wie ein Spieler mit solch einer Situation umgeht und sich selbst bemitleidet oder versucht, mit einer positiven Ausstrahlung ins Spiel zu gehen.“

Mosquera resignierte nicht, er bot sich im Training an und wurde belohnt. „Vor dem Spiel habe ich während der Mannschaftsbesprechung gesagt, dass ich das Gefühl habe, die Ersatzspieler entscheiden heute das Spiel“, sagte Neuhaus. Seine Vorahnung sollte sich bestätigen, denn neben Mosquera war auch der eingewechselte Markus Karl unmittelbar am Siegtreffer der Berliner beteiligt. Karl hatte Mosquera mit einem schön anzusehenden Pass in die Tiefe bedient – die sportliche Antwort auf seine erstmalige Verbannung aus der Startelf.

Genau wie Karl macht Mosquera es nach seinem überzeugenden Auftritt Uwe Neuhaus nun schwer, ihn beim nächsten Spiel gegen 1860 München erneut außen vor zu lassen. „Wir haben eine gute Mannschaft, und da muss man die Zeit nutzen, wenn man sie bekommt“, sagte Mosquera. Wohl wissend, dass man es kaum besser machen kann.

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