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Ein Hoch auf Hoffenheim. Im Mai 2008 bejubelte Dietmar Hopp (Mitte) den Aufstieg seines Stammvereins in die Bundesliga.

© dpa

Dietmar Hopp: Hoffenheim, die teure Heimat

Software-Milliardär Dietmar Hopp päppelt seine geliebte Region auf – das bringt ihm im Sport nicht nur Freunde.

Von Christian Hönicke

In unserer Serie stellen wir Menschen vor, die aus den unterschiedlichsten Gründen in den Sport investieren – und beleuchten ihre Motive. Heute der erste Teil: Software-Milliardär Dietmar Hopp.

Zu Auswärtsspielen fährt Dietmar Hopp nicht mehr. „Das tue ich mir nicht an“, sagt er mit einer Stimme, die irgendwo zwischen Enttäuschung und Ernüchterung pendelt. Hopp ist einer der meistgehassten Männer im deutschen Sport, seit er mit seinen Millionen den Dorfklub TSG 1899 Hoffenheim in die Bundesliga gehievt hat. Dabei will er doch nur den Reichtum teilen, der ihm zuteil wurde. „Ich will der Region etwas zurückgeben“, sagt Hopp.

Seine Region, das ist der Rhein-Neckar-Kreis im Norden Badens. Hier, genauer in Heidelberg, wird Hopp 1940 geboren, und viel weiter als bis nach Karlsruhe, wo er Nachrichtentechnik studiert, und Stuttgart, wo er bei IBM als Software- Entwickler arbeitet, verlässt er seine Heimat nicht. Vor seiner Haustür gründet er das Unternehmen SAP, das ihn mit standardisierter Firmensoftware zu einem der reichsten Männer Europas macht. Auch als „Vadder Hopp“ 1998 als Vorstandschef bei SAP ausscheidet, denkt er nicht eine Minute daran, sich auf eine Finca auf Mallorca zurückzuziehen.

Stattdessen gründet er die Dietmar-Hopp-Stiftung, die in seiner Heimat soziale Einrichtungen wie Krankenhäuser und Pflegeheime, aber auch Schul- und Jugendsport fördert. Angeblich hat er bereits zwei Drittel seines auf sechs Milliarden Euro geschätzten Vermögens in die Stiftung gesteckt. Sein liebstes Kind ist das Projekt „Anpfiff fürs Leben“, das Kinder und Jugendliche über den Sport soziale Werte vermitteln soll. „Die Jungen werden gefördert in ihrer schulischen Entwicklung, in ihrer Vorbereitung zum Beruf und in allen sozialen Kompetenzen“, sagt der 70-Jährige und erinnert an seine eigene Jugend im Sportverein: „Man hat Teamgeist und vieles mehr gelernt, was man später braucht im Leben.“ Die Stiftung sei rein altruistisch, „da gibt es keine Rendite. Die Rendite ist, dass man Menschen geholfen hat.“

Ganz uneigennützig ist Hopp aber nicht. Ein bisschen Erfolg darf schon sein, deswegen investiert er auch in den Profisport. Aus dem beschaulichen Rhein-Neckar-Kreis will er nichts Geringeres als das „Epizentrum des deutschen Spitzensports“ machen. Mitte der Neunzigerjahre lässt er einen Golfplatz bauen und Eliteputter wie Tiger Woods im Städtchen St. Leon-Rot antanzen. 1998 rettet er den Eishockeyklub Adler Mannheim vor der Insolvenz, baut ihm eine neue Arena und lässt ihn seinen Sohn Daniel in die Spitze zurückführen. Weil er schon mal dabei ist, siedelt Hopp auch den Handball-Fahrstuhlklub SG Kronau-Östringen in die neue SAP-Arena um, nennt ihn fortan Rhein-Neckar Löwen und lässt internationale Stars in die Region transferieren.

Richtig in den Fokus der Öffentlichkeit rücken Hopps Sportaktivitäten aber erst durch sein Engagement bei der TSG 1899 Hoffenheim, für die er früher als Amateurspieler selbst gegen den Ball trat. Sein Geld holt den Verein aus der Kreisliga A, und zur Jahrtausendwende gibt er das Ziel aus, das inzwischen in Sinsheim eingemeindete 3000-Einwohner-Dorf in die Bundesliga zu bringen. Die Fußballszene nimmt dies zunächst mit Verwunderung zur Kenntnis, mit jedem weiteren Aufstieg aber steigt die Ablehnung. 2008 ist es soweit: Hoffenheim ist erstklassig, während Traditionsklubs mit weit größerer Fanschar in unteren Klassen darben. Hopp ist plötzlich das Sinnbild des habgierigen Investors, der den Fußball kaputtkauft. Man wirft ihm vor, die 50+1-Regel zu unterlaufen und sich verbotenerweise ins Tagesgeschäft einzumischen.

Dabei sieht er sich gar nicht in der Liga der Abramowitschs dieser Welt. „Abramowitsch ist eine ganz andere Kategorie. Er hat andere Ziele als ich, aber ich kann ihn nicht verdammen, wie es viele tun. Wäre es besser, er würde auf seinem Geld sitzen, oder ist es nicht schön, dass viele hundert Menschen daran mitverdienen und toller Sport geboten wird?“ Dennoch, die Anfeindungen gegen Hopp, die er mit Rassismus gleichsetzt, gehen so weit, dass er vom DFB quasi unter persönlichen Schutz gestellt wird. „Dass ich nicht begeistert bin, wenn die mich im Stadion beleidigen, ist klar“, sagt Hopp. „Aber ich habe mir da ein dickes Fell zugelegt, weil ich weiß, dass es eine verschwindend geringe Minderheit ist, die nicht weiß, was ich in der Jugendförderung mache. Ich denke, das erledigt sich irgendwann von allein.“

Schließlich will Hopp sich ja auch nicht ewig an seine Spielzeuge klammern. „Die Adler sind schon lebensfähig und kein Zuschussbetrieb, was ich vom Fußball noch nicht ganz sagen kann. Aber das Ziel ist ganz klar, dass Hoffenheim sich selbst trägt und nicht auf einen Mäzen wie mich angewiesen ist“, sagt er.

Auf die Fußball-Meisterschale macht er sich übrigens keine Hoffnungen. „Ich halte das für absolut ausgeschlossen.“ Dazu brauche man ein größeres Stadion und 100 000 Mitglieder. „Ein Klub wie Hoffenheim kann mal temporär auf Platz eins stehen, das haben wir letztes Jahr gesehen. Aber der Traum war schnell ausgeträumt.“ Vielleicht schafft er es immerhin mal wieder zu ein paar Auswärtsspielen. Wenn nicht, wird ihn das aber wohl nicht allzu sehr belasten. In seiner Heimat gefällt es Dietmar Hopp schließlich ohnehin am besten.

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