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Sport: Dimitri Sitschew, wechselhaft

Russlands Stürmer will sich Topklubs empfehlen

Wenn man siebzehn Jahre jung ist und erstmals an einem großen Turnier teilnimmt, kann ein einziges Solo genügen – und schon wird man als Weltstar gefeiert. So geschehen 1998 mit dem Engländer Michael Owen. Noch auf dem Platz taxierten seine Mannschaftskollegen den neuen Marktwert des Jungen auf 20 Millionen Pfund. Einen derartigen Soloauftritt dürfte sich auch der Russe Dimitri Sitschew erträumt haben, als er 17-jährig mit zur WM nach Japan fuhr. Als Stürmer von Spartak Moskau verdiente Sitschew damals 250 Euro im Monat. Obwohl dem Jungstar ein legendäres Solo verwehrt blieb, war er die auffälligste Gestalt in einem ansonsten enttäuschenden Team.

Zurück aus Japan, trat das unterbezahlte Jahrhunderttalent aus dem sibirischen Omsk deshalb erst einmal in den Spielstreik. Mit dieser ersten Revolte begann Sitschews Odyssee durch den europäischen Transfermarkt. Der AC Mailand sicherte sich die Rechte, wollte ihm aber noch keinen Platz im Kader gewähren, so dass Sitschew schließlich bei Olympique Marseille unterkam, sich allerdings weder von Mannschaft noch Trainer ausreichend geschätzt fühlte, weshalb er mit 2004 hoch bezahlt nach Russland zurückkehrte, diesmal zu Lokomotive Moskau.

Es steht nicht zu erwarten, dass Sitschew dort alt werden will. Er parkt sein Talent und wartet mit der Europameisterschaft auf neuen Transferschwung. Sitschew ist ein Querkopf, schwer zu zähmen, getrieben von höchsten Ansprüchen. So ist sein Charakter, so ist sein Spiel. Günstig untersetzt und hochexplosiv im Antritt, sind seine Aktionen von sagenhafter Irrationalität geprägt. Sitschew wagt, woran andere nicht einmal denken. Er sucht den scheinbar unmöglichen Weg zum Tor – oft genug ist es der direkte.

Im russischen Team wird nun der Versuch unternommen, ein erneutes Turnierdebakel zu vermeiden. Pünktlich zum großen Turnier haben sich deshalb die großen alten Namen wieder zurückgemeldet. Regisseur Alexander Mostowoi wird ebenso auflaufen wie Flügelkraft Dimitri Aleinitschew vom FC Porto. Insbesondere dieses Offensivdreieck – Mostowoi, Sitschew, Aleinitschew – lässt auf zauberhafte Angriffskombinationen hoffen. Und sollte der heute 19-jährige Sitschew die Passfolgen erfolgreich abschließen, wird sein Marktwert schon bald ganz neu zu taxieren sein.

Bis zur Fußball-EM stellen wir aus jeder Mannschaft einen Spieler vor, dem wir eine entscheidende Rolle zutrauen. Morgen: Fabien Barthez, Frankreich.

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