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Sport: Diplomat unter Volleyballern

Ulf Quell wirbt für ein entspanntes Verhältnis zwischen Friedrichshafen und dem SCC

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin. Ulf Quell kennt beide Seiten. Und zwar aus erster Hand. 18 Jahre lang hat er in Berlin gewohnt, war erst Spieler, dann Kotrainer beim SC Charlottenburg. Vor knapp zwei Jahren verließ er mit seiner Familie die Stadt und zog an den Bodensee. Dem Volleyball ist er treu geblieben. Beim VfB Friedrichshafen fand er eine neue Anstellung als Teammanager und Kotrainer unter Stelian Moculescu. Ausgerechnet Friedrichshafen. Dieser Verein steht seit Jahren in einem harten Konkurrenzkampf mit dem SCC, bei dem es auch schon mal abseits des Spielfeldes verbal etwas hitziger zugeht. Doch solche Animositäten bekümmern Ulf Quell wenig, er ist viel eher um Versachlichung des Verhältnisses bemüht. „Diese kleinen Sticheleien sind doch völlig normal bei der großen Rivalität beider Vereine“, sagt er. Am Sonntag (15 Uhr, Sömmeringhalle) stehen sich beide Mannschaften wieder einmal am Netz gegenüber. Es geht um die Tabellenführung in der Bundesliga. Spitzenreiter ist derzeit der SCC – mit nur zwei Punkten Vorsprung vor Friedrichshafen.

Besonders Kaweh Niroomand, Manager des SCC, und Moculescu sind sich nicht so recht grün. Zwischen beiden fliegen mitunter kleine, verbale Giftpfeile hin und her. So beschwert sich Niroomand seit geraumer Zeit darüber, dass Moculescu als Bundes- und Vereinstrainer Interessenkonflikte nicht vermeiden könne. Moculescu reagiert auf solche Vorwürfe gereizt, verweist darauf, dass das, was im Basketball und Eishockey möglich ist, doch für den Volleyballsport nicht verkehrt sein könne.

Quell weiß um das angespannte Verhältnis der beiden anerkannten Volleyball-Experten, geht in dieser Angelegenheit aber auf Distanz. „Da mische ich mich nicht ein“, sagt er diplomatisch. Ganz alltägliche Unterschiede zwischen Friedrichshafen und dem SCC gaben letztlich auch den Ausschlag, dass Ulf Quell Berlin verlassen hat. „Hier in Friedrichshafen lässt es sich professioneller arbeiten“, sagt er. Ein Seitenhieb auf die Strukturen beim SCC? Irrtum, Quell meint das sachlich feststellend, ohne jeden Anflug von Gehässigkeit gegenüber seinem alten Klub. Das Mehr an Effektivität macht er schon an Kleinigkeiten fest. „In Berlin fährt man mit dem Auto eine Stunde zum Training und eine Stunde wieder zurück – und das oft zweimal am Tag. In Friedrichshafen fahre ich am ganzen Tag vielleicht eine Stunde Auto.“ Pflegt man deshalb vielleicht beim VfB einen entspannteren Umgang mit den kleinen Nadelstichen aus Charlottenburg?

Zumindest Ulf Quell ist daran gelegen, über die ohnehin gegebene sportliche Rivalität hinaus keine neue Schärfe hineinzubringen in das Verhältnis zwischen den beiden dominierenden Vereinen im deutschen Männer-Volleyball. „Mirko hat dort gute Arbeit geleistet“, sagt er stattdessen. Das Lob geht an die Adresse von Mirko Culic, dem Trainer des SCC. Mit Kaweh Niroomand hält Quell nach wie vor losen Kontakt. „Wir reden ganz normal miteinander, und das ist gut so.“ Und das Spiel am Sonntag? Ulf Quell prognostiziert: „Es wird spannend, ich erwarte ein knappes Resulat, ein 3:2 – für den einen oder den anderen.“ Auch da bleibt er Diplomat.

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