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Sport: Disl holt zweimal Gold in 24 Stunden

Hochfilzen - Mit der deutschen Fahne in der Hand ins Ziel zu laufen – so wie Ole Einar Björndalen es mit der norwegischen Flagge getan hatte – , wagte Uschi Disl nicht. „Um Gottes willen, seit Fort Kent mache ich so etwas nicht mehr, wer weiß, was da alles passieren kann“, sagte sie lachend, nachdem sie am Sonntag bei der Biathlon-WM in Hochfilzen ihren zweiten Titel gewonnen hatte.

Hochfilzen - Mit der deutschen Fahne in der Hand ins Ziel zu laufen – so wie Ole Einar Björndalen es mit der norwegischen Flagge getan hatte – , wagte Uschi Disl nicht. „Um Gottes willen, seit Fort Kent mache ich so etwas nicht mehr, wer weiß, was da alles passieren kann“, sagte sie lachend, nachdem sie am Sonntag bei der Biathlon-WM in Hochfilzen ihren zweiten Titel gewonnen hatte. Beim Weltcup in Fort Kent (USA) hatte sie vor einem Jahr auf der Zielgeraden schon die Arme hochgerissen und ihren dritten Rang bejubelt, als plötzlich noch die Norwegerin Liv Grete Poiree an ihr vorbeischoss. Disl wurde nur Vierte. Als sie sich im Ziel endlich freuen durfte, war sie überwältigt. „Ich finde im Moment kaum Worte“, sagte sie.

15 Jahre und ebenso viele Weltmeisterschaften hatte sie auf den ersten Einzeltitel warten müssen, am Samstag im Sprint von Hochfilzen war es endlich so weit. Die Wartezeit bis zum zweiten Gold, dem Zieleinlauf im Verfolgungsrennen über 10 Kilometer, betrug keine 24 Stunden. Als Siegerin des Sprintrennens war Disl gestern als Erste ins Rennen gegangen, mit dem Vorsprung auf die Konkurrentinnen, den sie am Samstag herausgelaufen hatte. Doch die 34-Jährige lag keineswegs immer in Führung. Zunächst zog die Russin Olga Saitsewa an ihr vorbei, später die Chinesin Liu Xianying. Aber Uschi Disl, die bekannt für wenig konstante Leistungen am Schießstand ist, behielt dort die Nerven. Bei der letzten Schießübung leistete sie sich nur einen Fehlschuss, die beiden Konkurrentinnen hatten zwei. Disl ging als Erste in die Schlussrunde und vergrößterte dort den Vorsprung zur starken Chinesin auf 17,9 Sekunden.

Am Vorabend hatte Disl noch gesagt, dass ihr nach dem Gewinn des ersten WM-Titels „alles wurscht“ sei. Doch gestern war sie vor dem Start „aufgeregt und nervös“. Der Physiotherapeut musste die erfahrenste deutsche Biathletin beruhigen. „Ich bin ehrgeizig, wenn ich starte, will ich auch alles versuchen“, erklärte Disl später. Dass sie sogar gewann, liegt auch an der Ruhe, die sie sich verordnet hat. Sie meidet in Hochfilzen den Trubel, lässt ihren Vater Autogrammkarten verteilen statt sich selbst zu den Zuschauern zu stellen, „auch wenn es mir für die Fans Leid tut“. Ihr Freund ist zu Hause im nahe gelegenen Tuxer Tal geblieben, wo er drei Ferienwohnungen vermietet. An den glanzvollsten Tagen in Disls Karriere musste er sich um die Gäste kümmern und für diese die Loipe spuren. Auch die Siegerehrung konnte er nur im Fernsehen verfolgen. Dort durfte die mehrfache Staffelweltmeisterin erneut erleben, wovon sie lange geträumt hatte: „Dass die Nationalhymne nur für mich allein gespielt wird.“

Helen Ruwald

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