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Erfolg zum Genießen. Sebastian Vettel bei der Siegerehrung in Montreal. Foto: AFP

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Sport: Distanz zum Rest

Aus der Pole-Position ist Formel-1-Pilot Sebastian Vettel so gut wie unschlagbar.

Berlin - Über Sebastian Vettels Sieg beim Kanada-GP in Montreal legte sich im Nachhinein ein dunkler Schatten. Bei der Bergung des kurz vor Schluss in der ersten Kurve gestrandeten Sauber von Esteban Gutierrez kam ein Streckenposten ums Leben. Der Mann hatte sein Funkgerät verloren und versuchte gerade, es aufzuheben, als er ins Stolpern geriet, hinfiel und von dem Traktor, auf dem der Bergungskran montiert war, überrollt wurde. Obwohl noch an der Strecke notversorgt, starb er zwei Stunden später im Krankenhaus Sacre Coeur an seinen schweren Kopfverletzungen.

Nicht nur Sebastian Vettel war tief betroffen, als er davon erfuhr: „Es ist sehr, sehr traurig zu hören, dass ein Streckenposten unter tragischen Umständen sein Leben verloren hat. Die Arbeit der Streckenposten wird oft nicht gesehen, aber sie ist für unseren Sport ungeheuer wichtig. Ohne ihren Einsatz und ihre Hingabe würde es keinen Motorsport geben. Meine Gedanken sind bei seiner Familie und bei seinen Freunden.“

Rein sportlich gesehen machte der dreimalige Weltmeister mit seinem Premierensieg in Montreal klar, dass er und sein Team auf dem besten Wege sind, die Konkurrenz im Titelkampf 2013 wieder hinter sich zu lassen. WM-Titel Nummer vier in Serie scheint durchaus realistisch: „Ich freue mich ja wirklich, wenn Sebastian gewinnt“, sagte der TV-Experte Christian Danner, „aber es ist schon fast beängstigend zu sehen, wie Red Bull hier alles im Griff hatte.“ Andererseits schaffte Mark Webber es im gleichen Auto eben nicht, auch nur annähernd an die Ergebnisse des Heppenheimers heran zu kommen. Ein Zeichen dafür, dass es eben nicht das Auto allein ist, das den Unterschied macht.

Keiner im heutigen Fahrerfeld beherrscht es wohl so souverän wie Vettel, ein Rennen von der Spitze aus sicher zu dominieren und zu kontrollieren. „Wenn er aus der Pole-Position startet und vorne ist, dann ist er kaum zu schlagen“, sagte Adrian Sutil, nicht gerade der allergrößte Vettel-Freund im Fahrerlager: „Was auffällt ist, wie locker und entspannt er dabei ist, wie ungefährdet und sicher das alles wirkt.“

Die Titelrivalen Fernando Alonso und Kimi Räikkönen müssen sich inzwischen warm anziehen. Der Finne fällt immer weiter zurück, der Reifenvorteil seines Lotus ist quasi weg, nachdem die anderen das Thema Verschleiß inzwischen auch immer besser in den Griff bekommen. Und vom reinen Speed her ist das Auto einfach zu langsam. Alonso hat auch schon 36 Punkte Rückstand, auch wenn er sich vom sechsten Startplatz auf Rang zwei nach vorne schob. Die Ansicht von Ferraris Teamchef Stefano Domenicali, wonach man von weiter vorn Vettels Sieg hätte vielleicht verhindern können, fällt bei genauer Rennanalyse eher in die Kategorie Wunschdenken. Schließlich war der Red- Bull-Pilot in der zweiten Rennhälfte nie wirklich am Limit. Vettels Bemerkung, bei seinem kleinen Ausrutscher in Runde 52 sei er wohl vorher „beinahe eingeschlafen“, war nicht nur ein Scherz.

Als Vettel dann am Ende noch einmal zulegen wollte, bremste ihn übrigens sein Renningenieur Guillaume Rocquelin mit drei Worten: „Senna, Monaco, 1988.“ Wobei Rocquelin da einen Gedankenfehler machte: Ayrton Senna hatte damals einen sicheren Sieg kurz vor Schluss nicht deshalb weggeworfen, weil er zu schnell unterwegs gewesen ist. Sondern weil er auf Anweisung der Box relativ langsam unterwegs war, passierte der Konzentrationsfehler, der mit einem Ausrutscher in die Leitplanken endete. Könnte ihm Vettel ja beim nächsten Mal sagen, anstatt wie diesmal zu kontern: „Ich mache ja nur Spaß.“ Karin Sturm

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