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Der gegenseitige Respekt ist groß. Federer (l.) und Djokovic gratulieren sich zu einem außergewöhnlichen Wimbledon-Finale.

© Ben Stansall/AFP

Djokovic, Federer und Nadal: Eine Liga für die Ewigkeit

Seit Wimbledon 2003 haben drei Spieler 54 von 65 Grand-Slam-Titeln gewonnen – und wollen damit einfach nicht aufhören.

Irgendwann einmal, in gar nicht allzu ferner Zukunft, wird sie vorbei sein, die Ära der „großen Drei“ im Tennis. Dann werden Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic ihren Nachfolgern dabei zusehen, wie diese versuchen, die vielen von ihnen aufgestellten Rekorde anzugreifen. Es dürfte ein schweres Unterfangen für alle werden, die da kommen. Sie müssen sich messen lassen mit den womöglich größten Champions, die es im Tennis je gegeben hat.

Natürlich sind Vergleiche immer schwierig, auch vor Federer, Nadal und Djokovic hat es Spieler gegeben, die herausragten. Rod Laver wäre da zu nennen, der 1962 und 1969 zweimal den Grand Slam schaffte und womöglich noch viel mehr gewonnen hätte, wenn Profis schon früher bei den vier bedeutendsten Turnieren zugelassen worden wären. Später dominierte Björn Borg, bis er im Alter von gerade mal 26 die Lust verlor, den coolen Tennis-Eisberg zu geben. In den 90er Jahren begeisterte schließlich Pete Sampras das Welttennis, sein Spiel war stilprägend - ästhetisch und dennoch voller Kraft.

14 Grand-Slam-Titel hatte der US-Amerikaner angehäuft, den letzten 2002. Ein Jahr zuvor hatte er im Achtelfinale von Wimbledon gegen einen gewissen Roger Federer verloren, über den schon bald alle Welt sprechen sollte. Der Schweizer erhob Tennis zu einer Art Kunstform, keiner vermochte vor ihm derart virtuos mit dem Schläger umzugehen. Doch Federer erwuchs alsbald Konkurrenz in Person des spanischen Kraftpaketes Rafael Nadal.

Der ärgerte den Maestro irgendwann nicht mehr nur auf den Sandplätzen dieser Welt, sondern überflügelte das Tennisgenie später sogar auf anderen Belägen. Gegenseitig trieben sich die Beiden zu nie dagewesenen Höchstleistungen an, 2008 lieferten sie sich auf dem Centre Court von Wimbledon ein episches Duell, das fortan den Ruf als bestes Tennismatch aller Zeiten genoss.

Dann drehte Novak Djokovic auf, lange Zeit nur der dritte Mann im Bunde. Tatsächlich ließ er die beiden Überspieler hinter sich - für so manchen überraschend. Sein Tennis ist weder besonders elegant, noch brachial. Aber keiner verteidigte je so gut wie der Serbe oder könnte es mit ihm in Sachen Nervenstärke aufnehmen. In den vergangenen 16 Jahren, seit Wimbledon 2003, haben Federer, Nadal und Djokovic 54 von 65 Grand-Slam-Titeln gewonnen - und wollen damit einfach nicht aufhören. 37, 33 und 32 Jahre zählen sie mittlerweile und spielen trotz ihres fortgeschritten Alters in ihrer eigenen Liga.

Noch nie dauerte ein Wimbledon-Finale so lange

Sie duellieren sich in Matches für die Ewigkeit, so wie Federer und Nadal einst in Wimbledon. Unvergessen ist das fast sechsstündige Finale von Djokovic und Nadal 2012 bei den Australian Open und Gleiches wird auch für das 2019er-Endspiel der All England Championships gelten, dass Djokovic am Sonntag 13:12 im fünften Satz gegen Federer gewann. 4:57 Stunden dauert es, solange wie kein Einzel-Finale auf dem berühmtesten Centre Court der Welt zuvor. Und wer weiß, wie weit sich beide Spieler noch getrieben hätten, wenn in Wimbledon nicht neuerdings ein Tiebreak im Entscheidungssatz endlose Spiele abkürzen würde. Wahr ist wohl, dass viele Djokovic und Federer an diesem Tag auch gern noch länger zugeschaut hätten.

Das Schöne ist, dass die „großen Drei“ weiterhin hungrig sind. Sie wollen immer noch mehr Siege, sie denken nicht ans Aufhören und spornen sich so gegenseitig an. Die Zuschauer jubeln ihnen zu, dem einen mehr, dem anderen weniger. Alle, die Zeuge derart legendärer Matches werden wie es das Finale von Wimbledon vom Sonntag war, dürfen sich glücklich schätzen. Sie erleben die beste Zeit, die es im Männertennis je gegeben hat. Spätestens wenn Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic irgendwann den Schläger doch einmal zur Seite legen, wird die Erkenntnis reifen, dass es drei Champions dieser Güte zur gleichen Zeit womöglich nie wieder geben wird.

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