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Sport: DKV: Großer Streit nach Medaillenflut?

Trotz des Medaillen-Segens in Sydney herrscht im Deutschen Kanu-Verband (DKV) alles andere als Euphorie. Dabei dürfte für den erfolgreichsten deutschen Sportverband bei den Olympischen Spielen nach dem Gewinn von vier Goldmedaillen und weiteren vier Mal Edelmetall die erste Förderkategorie im deutschen Sport in keiner Weise gefährdet sein.

Trotz des Medaillen-Segens in Sydney herrscht im Deutschen Kanu-Verband (DKV) alles andere als Euphorie. Dabei dürfte für den erfolgreichsten deutschen Sportverband bei den Olympischen Spielen nach dem Gewinn von vier Goldmedaillen und weiteren vier Mal Edelmetall die erste Förderkategorie im deutschen Sport in keiner Weise gefährdet sein. "Die anderen Verbände mit ihren schlechten Resultaten haben uns dabei maßgeblich geholfen", erklärte DKV-Generalsekretär Wolfgang Over.

Dennoch drücken den hauptamtlichen Chef der DKV-Geschäftsstelle in Duisburg einige Probleme, die bald geklärt werden müssen. "Ich finde mich seit einiger Zeit des Öfteren vor Gericht wieder, um arbeitsrechtliche Fälle zu klären", gesteht Over. Der bisherige Sportdirektor Andreas Fateh, dessen Vertrag nach dem 31. Dezember 2000 nicht verlängert wurde, hat gegen die Befristung seines Vertrages geklagt und könnte vor Gericht Recht erhalten. Der DKV hat als Reaktion zwar eine betriebsbedingte Kündigung an Fateh nachgeschoben, doch ist der juristische Ausgang offen.

Noch größere Kopfzerbrechen könnte Over bekommen, wenn DKV-Cheftrainer Josef Capousek seine Ankündigung wahr macht und trotz der Erfolgsserien des Verbandes in den letzten zehn Jahren von seinem Posten zurücktritt. Derzeit hält sich der gebürtige Tscheche in China auf. Möglicherweise erhält er dort ein Angebot bis zu den Olympischen Spielen 2008, für die Peking als Favorit gilt. "Vielleicht ist das aber wieder nur ein Vertragspoker von ihm", meint Over, der Capousek weiter den Rücken stärkt. Der Tscheche ist allerdings in der Mannschaft aufgrund seiner kompromisslosen Linie nicht unumstritten.

Nach dem Theater um den Olympia-Verzicht von Katrin Kieseler und einigen Auseinandersetzungen im Team wollte Capousek bereits vor den Olympischen Spielen alles hinschmeißen. In Sydney war der Streit dann eskaliert, als ein Protest gegen die Disqualifikation von Kajak-Weltmeister Lutz Liwowski ausblieb. Der Dresdner Ralf Zeidler hatte Capousek sogar Führungsqualitäten abgesprochen.

"Es ist manchmal besser, dass ich nicht alles weiß. Ich war nur verblüfft, wie viele Beschwerden wir im DKV erhielten, als Josef auf den Protest verzichtete. Das ging von völligem Unverständnis bis hin zu rechtsradikalen Äußerungen, die meinten, es sei kein Wunder, dass so etwas passiere, wenn ein Tscheche das deutsche Team führe", berichtete Over. "Doch das Olympia-Ergebnis rechtfertigt keine Überprüfung der Qualitäten von Capousek. Wenn er aber tatsächlich nicht mehr will, haben wir ein Problem", betonte Over, der für die Querelen in Sydney kein Verständnis zeigte. "Was machen die denn erst, wenn die Medaillen nicht mehr so fließen. Dann stechen sie sich wohl gegenseitig nieder", meinte Over fassungslos.

Zu einer ruhigen Aussprache bleibt kaum Zeit. "Bis Ende des Monats müssen die Personalfragen geklärt werden", meint Over. Zur Eile drängt auch die neue Struktur im Slalom, der künftig ein Chefcoach vorstehen soll. Beide Bundestrainer Klaus Pohlen und Jürgen Köhler haben sich darum beworben. "Wir brauchen jemanden, der sortiert und zusammenwürfelt", sagt Over. Bei den Bewerbungen sei allerdings keine große Auswahl vorhanden.

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