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Der Abflug rückt näher. Domi Kumbela (links) liegt mit 17 Treffern an der Spitze der Torjägerliste in der Zweiten Liga. Wenn er auch am Saisonende vorn steht und die Eintracht aufsteigt, spendiert ihm der Trainer einen Urlaub. Foto: dpa

© picture alliance / dpa

Domi Kumbela: Vom Halunken zum Held

Drogen, Betrug, Prügeleien: Domi Kumbela schien gescheitert. Nun schießt er Braunschweig in Liga eins. Am Montag ist er zum Spitzenspiel mit der Eintracht zu Gast bei Hertha BSC im Berliner Olympiastadion.

Wenn Domi Kumbela vom Trainingsplatz hinüber zu den wärmenden Umkleidekabinen huscht, ist der große Held von Eintracht Braunschweig ein sehr kleiner und zurückhaltender Mann. „Braunschweig ist eine richtig verrückte Fußball-Stadt. Hier wächst jedes kleine Kind schon als Eintracht-Fan auf“, sagt der 1,72-Meter-Mann, der große Lust auf mehr hat. Mehr als 8500 Anhänger machen sich am Montag auf den Weg, wenn die Braunschweiger zum Spitzenspiel bei Hertha BSC antreten. Mal wieder wird sich dann alles um Kumbela drehen, der in dieser Saison schon 17 Tore für die Eintracht geschossen hat. Er hat einen großen Anteil an der Euphorie rund um den nahenden Aufstieg des Zweitliga-Tabellenzweiten.

Dabei war Domi Kumbela nicht immer ein Publikumsliebling. Lange Zeit war er sogar ein richtig schwieriger Typ. In Kaiserslautern begann es noch harmlos, da wurde er als Jugendspieler wegen Cannabis-Konsums entlassen. Auch später in Erfurt haperte es mit der Disziplin, ständig flog er vom Platz. Er wurde wegen des Kontakts zur Wettmafia nach einem Ermittlungsverfahren zu einer Geldstrafe verurteilt. Und als der Kongolese 2007 bei einer Diskoschlägerei nicht nur einen Türsteher, sondern auch noch seine eigene schwangere Freundin verletzte, wurde er auch in Erfurt entlassen. Braunschweig nahm ihn damals auf, bevor er erstmal weiterzog. Vor drei Jahren verhalf ihm Eintracht-Trainer Torsten Lieberknecht zu einem zweiten Anlauf in Braunschweig.

Über die Tiefpunkte seiner Vita möchte Kumbela lieber nicht mehr sprechen. „Was passiert ist, liegt in der Vergangenheit“, sagt der 28-Jährige. 17 Tore in dieser Saison sind eine Sprache, die ihm deutlich leichter fällt als offensive Reue. Das hohe Risiko, trotz seiner Vorgeschichte an ihn zu glauben, hat sich für Braunschweig gelohnt. Bei vielen eher schwächeren Braunschweiger Auftritten in der Rückrunde war Kumbela der Retter in der Not.

Weil andere treffsichere Stürmer derzeit nicht zur Verfügung stehen, hängt in der Braunschweiger Offensive fast alles von ihm ab. Für Herthas Trainer Jos Luhukay ist Kumbela „ein Ausnahmespieler“, der „besondere Aufmerksamkeit“ verdiene: „Die Braunschweiger haben gute Außenpositionen, über die sie schnell Druck erzeugen und dann über die Mitte zu Kumbela als Vollstrecker spielen.“ Die Verantwortung, die Kumbela dadurch aufgeladen wird, schultert er inzwischen offenbar recht professionell und diszipliniert. „Es entwickelt sich alles in die richtige Richtung“, versichert Manager Marc Arnold. „Und seit seinem zweiten Wechsel nach Braunschweig gibt es keine Vorfälle mehr.“ Deswegen hat Arnold den Vertrag mit Kumbela auch bis 2016 verlängert.

So ganz kann Domi Kumbela seine Vergangenheit aber doch nicht abschütteln. Er hat wieder gewettet – mit seinem Trainer. Wenn er Zweitliga-Torschützenkönig wird und die Eintracht zudem noch aufsteigt, dann muss ihm Lieberknecht eine Urlaubsreise spendieren.

Jens Rande

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