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Doping: Endlich normal

Mathias Klappenbach über den nächsten Dopingfall bei der Tour

Die rhetorischen Reflexe funktionieren noch, das schon. Der Teamchef des Delinquenten (der heißt Dueñas Nevado, aber das ist unwichtig) ist schockiert, der Direktor der Tour de France verbucht den zweiten offiziellen Dopingfall dieser Tour als Erfolg des Kontrollsystems und einige Fahrer sind erstaunt, dass es immer noch Unbelehrbare gibt. (Wobei, und das ist nicht unwichtig, sie auch davon überrascht zu sein scheinen, dass jemand heutzutage noch das inzwischen gut nachweisbare Blutdopingmittel Epo benutzt).

So weit, so bekannt. Doch viele der Reaktionen haben etwas Gelangweiltes – und das ist neu. Die großen Reden sind alle geschwungen, jeder im Radsport hat sich so oder so positioniert und man weiß auch, wo der andere steht. Da passt es, wenn Gerolsteiner-Chef Holczer zum aktuellen Fall nur einfällt: „Das passt.“

Mehr gibt es nicht mehr zu sagen, alles andere weiß doch ohnehin jeder. Weiterfahren! So wie in all den Jahren, als man sich aus Prinzip und Berechnung gar nicht geäußert hat. Auch jetzt wird Störendes natürlich nicht gerne breit getreten. Die Unlust zeigt aber eine Entwicklung. Endlich vermitteln alle Beteiligten den Eindruck, dass ihnen jederzeit bewusst ist, wo sie stehen und wie ihr Sport wahrgenommen wird.

Daraus nun zu schließen, das man sich mit dieser veränderten Grundhaltung der Problembewältigung effektiver stellen kann, ist vielleicht übertrieben. Einen klitzekleinen Grund zur Hoffnung könnten große Optimisten aber in diesem Schritt entdecken. Wenn sie denn unbedingt wollen.

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