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Peter Sack

© dpa

Doping: Hilfe für einen Täter

Topsportler unterstützen Dopingtrainer Goldmann – sie fühlen sich als Opfer einer Treibjagd.

Peter Sack hat sich 2006 geweigert, bei einem Sportfest in Halle an der Saale gegen den Dopingsünder Mikulas Konopka aus der Slowakei anzutreten, er betrachtete das als Symbol für den Kampf um sauberen Sport. Man kann nicht sagen, dass der Kugelstoßer Sack aus Leipzig beim Thema Anti-Doping-Kampf passiv bleibt. Aber jetzt hat Sack mit seinem Kollegen Andy Dittmar einen offenen Brief verfasst. Er fordert, dass der Kugelstoß- und Diskustrainer Werner Goldmann aus Berlin weiter als Bundestrainer beschäftigt wird. Goldmann hat den Job zu Jahresbeginn verloren, weil die Doping-Kommission des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) festgestellt hatte, dass Goldmann zu DDR-Zeiten Dopingmittel vergeben hatte. In einer Erklärung vor den Olympischen Spielen in Peking hatte Goldmann das geleugnet.

"Die Kündigung des Jobs gleicht einer Amputation, einem Entzug von Lebenselixier", heißt es in dem Brief, den rund 20 Athleten, darunter Nadine Kleinert, Christina Obergföll und Franka Dietzsch unterschrieben haben. Adressiert ist er an den DOSB, den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) und das Bundesinnenministerium.

"Wir wollen auch, dass ein Nachdenken über das Thema angeregt wird", sagt Sack. Man müsse den Zeitpunkt hinterfragen, an dem so ein Thema publik werde. "Immer vor einem Höhepunkt. Wir haben das Gefühl, dass es nur gemacht wird, damit die Presse ruhig gehalten wird." Der Fall wurde zum öffentlichen Thema, weil Goldmanns früherer Athlet Gerd Jacobs erklärt hatte, der Coach habe ihm Dopingmittel gegeben.

Sack: Goldmann ist ein Bauernopfer

Für Sack ist Goldmann "ein Bauernopfer". Die Trainer hätten sicher eine "Teilschuld" gehabt, "aber hauptverantwortlich war das damalige System". Dass Goldmann seine Dopingvergangenheit geleugnet hatte, gilt für Sack als eine Art Notwehr: "Was hätte er denn tun sollen? Hätte er es zugegeben, hätte er den Job doch nicht bekommen." Zudem kenne er Goldmann nur als guten Trainer. Und ihn störe massiv, "dass wir Sportler gar nicht zu dem Thema befragt wurden". Jeder, der unterschrieben habe, empfinde es als "lächerlich, was jetzt passiert". Er wette, "dass das Ganze nicht so weit gegangen wäre, wenn der Fall nicht in der Presse öffentlich behandelt worden wäre". Er stellte sogar in Frage, dass Jacobs wegen Doping so krank sei. Jacobs ist vom Bundesverwaltungsamt in Köln als Dopingopfer anerkannt und lebt mit einem Spenderherz. Er leidet noch heute unter gesundheitlichen Beschwerden.

Auch Petra Lammert, die Kugelstoßerin aus Neubrandenburg, hat unterschrieben. Für die gebürtige Schwäbin "ist Deutschland das einzige Land, das seine Athleten jeweils vor einem Höhepunkt fertigmacht". Trainer und Athleten würden durch solche Entscheidungen und Diskussionen "psychisch kaputt gemacht". Sie war quasi selbst mal betroffen. Ihr Trainer Dieter Kollark stand wegen seiner Dopingvergangenheit im vergangenen Jahr massiv in der Kritik. Für Lammert sind Goldmanns Lügen "nicht so schwerwiegend". Und "ob er mit der Wahrheit rausgerückt ist oder nicht, ist doch egal". Der Trainer "ist ja trotzdem ein Mensch". Er habe die ganzen Jahre über sehr gute Arbeit gemacht.

Der aktive Anti-Doping-Aktivist Sack im Übrigen legt natürlich Wert darauf, "dass ich Doping nicht gutheiße". Und er fühlt sich mit seiner symbolträchtigen Aktion von Halle bestätigt: "2008 wurde Konopka zum zweiten Mal erwischt."

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