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Sport: Doping: Positionen: Mehr staatliches Engagement im Kampf gegen Doping

Die Dopingproblematik hat sich in den letzten Jahren verschärft. Sportnationen wie Frankreich und Italien haben mit Anti-Doping-Gesetzen die Initiative für einen sauberen Sport ergriffen.

Die Dopingproblematik hat sich in den letzten Jahren verschärft. Sportnationen wie Frankreich und Italien haben mit Anti-Doping-Gesetzen die Initiative für einen sauberen Sport ergriffen. Innenminister Otto Schily bekam zu Recht für seine Anfangserfolge auf EU-Ebene viel Lob. Heute erfordern die Probleme des nationalen Sports auch politische Antworten im eigenen Land.

Das Arzneimittelgesetz, von der alten Koalition novelliert statt ein eigenständiges Anti-Doping-Gesetz zu verabschieden, greift ganz offensichtlich zu kurz und ist vom Ansatz her falsch. So wird die Dopingvergabe durch das Sportlerumfeld kriminalisiert, der Sportler dagegen bleibt bei der Eigenverwendung von Dopingsubstanzen ausgespart. Diese Lücke muss geschlossen werden, denn im kommerzialisierten Sport sind dopende Sportler als professionelle Täter einzustufen, die den Gegner täuschen.

Zunehmend ist Verantwortlichen in Sport und Politik die Unzulänglichkeit der bisherigen Regeln bewusst. Im Fall Baumann folgte dem rechtsstaatlich abgesicherten nationalen Freispruch die Sperre in einem wenig transparenten internationalen Verfahren. Die Folgen sind verheerend: Gleichzeitig bedroht von Schadenersatzklagen durch den Sportler und von Sanktionen durch den internationalen Verband ist die Leichtathletik in ihren Handlungsmöglichkeiten beschränkt und steht damit stellvertretend für einen oftmals blockierten Sport. Nicht Staatsanwaltschaften und Polizei bedrohen den Sport, sondern die ungebremste Dopingflut und unzulängliche rechtliche Regelungen begünstigen den Sportbetrug und treiben Sportverbände in den finanziellen Ruin.

Die grundsätzlichen Überlegungen sprechen daher für ein eigenständiges Anti-Doping-Gesetz. Darin muss selbstverständlich auch der Fitness- und Freizeitsport sowie eine allgemeine Aufklärung über die Gesundheitsrisiken des Dopings enthalten sein. Durch einheitliche Verfahren und Sanktionen würde der Sport entlastet. Längst haben Teile des Sports genau deshalb ein Anti-Doping-Gesetz gefordert.

Eine moderne Sportpolitik bietet hierfür Lösungsansätze. Das Anti-Doping-Gesetz, die Maßnahmen des weiterhin autonomen Sports und eine neue vertragliche Kooperation über Maßstäbe der Sportförderung zusammen wirken. Eine derartige Kombination öffentlich-rechtlicher wie privatrechtlicher Konstruktionen sollte die Bedenken gegen ein stärkeres Engagement des Staates bei der Dopingbekämpfung überwinden.

Winfried Hermann ist sportpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Im Tagesspiegel vom 15. Juni hatte sich Klaus Kinkel (FDP) für staatliche Zurückhaltung ausgesprochen, am 17. Juni hatte Friedhelm Julius Beucher (SPD) ein Anti-Doping-Gesetz gefordert. Klaus Riegert (CDU) hatte am 20. Juni die Autonomie des Sports betont und ein nationales Gesetz abgelehnt.

Winfried Hermann

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