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Doping-Skandal: Heute soll Aldag gestehen

Bölts, Schmid, Heinrich: Immer mehr Telekom-Radprofis und Sportärzte geben systematisches Doping zu. Am Vormittag wird das Geständnis des Sportchefs von T-Mobile, Rolf Aldag, erwartet.

Berlin - Rolf Aldag, früher selbst Telekom-Profi, soll nach Aussage von Rennstall-Besitzer Bob Stapleton Kenntnis vom Doping-System bei der Telekom-Mannschaft in den 90er Jahren gehabt und womöglich auch selbst Doping-Mittel genommen haben. Aldag will sich dazu heute auf einer mit Spannung erwarteten Pressekonferenz in Bonn äußern. Auch der ehemalige Telekom-Profi Udo Bölts räumte ein, gedopt zu haben. In getrennten Erklärungen gaben die Freiburger Ärzte Lothar Heinrich und Andreas Schmid am Mittwochabend zu, an Doping im Telekom-Rennstall mitgewirkt zu haben. Gegen beide Mediziner ermittelt bereits die Staatsanwaltschaft.

Kritik an Anti-Doping-Gesetz

Nach den Geständnissen ehemaliger Telekom-Radprofis hat die Opposition im Bundestag schärfere Maßnahmen gegen gedopte Sportler gefordert und der Bundesregierung Untätigkeit vorgeworfen. "Deutschland hinkt mit der staatlichen Doping-Bekämpfung weit hinterher", sagte der Grünen-Sportexperte Winfried Hermann. Blutdoping sei weiter nicht unter Strafe gestellt. Das von Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) geplante Anti-Doping-Gesetz bleibe weit hinter dem Nötigen zurück.

Zugleich erhebt Hermann schwere Vorwürfe gegen T-Mobile. "Die Sponsoren haben entweder verantwortungslos gehandelt oder sie haben bewusst weggeschaut", betonte er. Das Mitglied im Sportausschuss des Bundestages forderte die Aufklärung der Mitverantwortung des Sponsors. Die Sportverbände könnten das Problem nicht allein in den Griff bekommen.

Bosbach: Zweite Chance für Doping-Sünder

Defizite sieht auch die SPD. Innenexperte Dieter Wiefelspütz sprach sich dafür aus, nicht nur Doping-Händler, sondern auch Doping-Sünder zu bestrafen. "Wir müssen auch beim Endverbraucher ansetzen, um im Kampf gegen Doping Erfolg zu haben", betonte Wiefelspütz. Ohne Sanktionen, die auch die gedopten Sportler schmerzten, werde das nicht gelingen.

Dem widersprach die Union. Der stellvertretende Fraktionschef Wolfgang Bosbach (CDU) sagte: "Es ist besser, auf die Selbstreinigungskräfte des Sportes zu setzen." Doping-Sünder müssten motiviert werden, sich zu outen. Diesen müsse eine zweite Chance gegeben werden.

Fernsehen soll Radsport boykottieren

Der FDP-Parteivize Rainer Brüderle forderte derweil den Ausstieg der Telekom aus dem Profiradsport und das Ende der Tour-de-France-Übertragungen bei ARD und ZDF, sollten sich die Doping-Vorwürfe bestätigen. "Die Vorstellung ist unerträglich, dass Steuerzahler und Fernsehgebührenzahler indirekt Dopingmachenschaften im Radsport finanzieren."

Nach Angaben des ARD-Vorsitzenden und Intendanten des für Radsport-Übertragungen zuständigen Saarländischen Rundfunks, Fritz Raff, erwägen ARD und ZDF bereits, die Tour de France 2007 nicht zu übertragen, wenn es weitere Doping-Enthüllungen gibt. "Wir sind derzeit dabei, uns auf die Tour vorzubereiten. Dennoch bleibt die Möglichkeit des Ausstiegs, wenn neu gewonnene Erkenntnisse der nächsten Tage und Wochen uns dazu zwingen", sagte Raff. (Von Manfred Rey, ddp)

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