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Doping: Vier Jahre Sperre für Ersttäter?

Die Welt-Anti-Doping-Agentur forciert neuen Anti-Doping-Code.

Die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) will eine neue Ära im Kampf gegen Sportbetrüger einleiten. Auf der Welt-Anti-Doping-Konferenz von Dienstag bis Freitag in Johannesburg soll dazu ein neuer Wada-Code verabschiedet werden. „Die Regeln sind besser geworden und deshalb erwarte ich, dass der Kampf gegen Doping in der Praxis besser wird“, sagt Wada-Generaldirektor David Howman.

Anführen soll die Anti-Doping-Kämpfer künftig der Schotte Craig Reedie, der John Fahey als Wada-Präsident ablöst. Der 72-jährige Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees gehört seit vielen Jahren dem Wada-Board an und ist bei der Wahl in Südafrika einziger Kandidat. „Wenn man einen neuen Präsidenten bekommt, erwartet man neue Ideen“, sagt Howman. Die einschneidendste Änderung im neuen Wada-Code ist die Verschärfung der Sperre für Doping-Erstvergehen von zwei auf vier Jahre. Die Wada hofft auf einen Abschreckungseffekt. „Man kann sicher nicht sagen, dass Mörder sich von hohen Strafen vom Morden abhalten lassen“, meint Howman. „Dennoch muss man einen Weg finden, Doper längere Zeit vom Wettbewerb fernzuhalten.“

Die deutsche Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) hat sich eingedenk des Falles der Sprinterin Katrin Krabbe gegen diese Strafverschärfung ausgesprochen. „Wir sehen die Vier-Jahres-Sperre sehr kritisch und haben uns dagegen ausgesprochen“, sagt Nada-Vorstand Lars Mortsiefer. Die frühere Weltmeisterin wurde Anfang der neunziger Jahre für drei Jahre gesperrt, wogegen sie mit Erfolg vor Gericht klagte und sogar Schadensersatz zugesprochen bekam. „Wir haben mit dem Fall Krabbe ein Urteil eines Oberlandesgerichts, das sagt, eine solche Sperre kann ein Berufsverbot darstellen“, sagt Mortsiefer.

Die juristischen Vorbehalte der Deutschen teilt die Mehrheit der Wada-Mitglieder nicht. Auch Howman fürchtet nicht, dass Sportler mit einer Klage gegen die Vier-Jahres-Sperre wie einst Krabbe Erfolg haben würden: „Ich glaube das nicht. Wir haben gute Argumente für eine Antwort vor Gericht.“ Neben dem vierjährigen Bann sind noch weitere wesentliche Änderungen im 94 Seiten starken neuen Wada-Code 4.0 enthalten, der am 1. Januar 2015 in Kraft treten soll – rechtzeitig zu den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Dazu gehört die Ausdehnung der Verjährungsfrist für Doping-Vergehen von acht auf zehn Jahre, um eingefrorene Proben noch länger nachträglich mit neuen Testverfahren analysieren zu können. Eingeführt werden auch Regeln, mit denen Betreuer, Trainer oder Masseure eines Athleten, wenn sie etwas mit Doping-Vergehen zu tun haben, einfacher bestraft werden können.

Festgeschrieben ist zudem, dass die Wada mehr über die Effizienz der Doping-Kontrollen wacht und intelligente Testprogramme für die Sportarten einfordern kann. „Man wird abwarten müssen, wie weit die Prüfmöglichkeit der Wada gehen wird“, sagt Mortsiefer. (dpa)

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