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Doping-Anschuldigungen: ARD gesteht Fehler ein

Die ARD hat sich in bislang nicht gekannter Art für ihr Vorgehen in der Wiener-Blutbank-Affäre entschuldigt. Pauschale Doping-Vorwürfe "ohne belegbare und nachprüfbare Fakten" seien nicht vertretbar, hieß es vom TV-Sender. Der DSV ließ sich dennoch nicht besänftigen.

Die ARD hat sich in bisher nicht gekannter Weise von der eigenen Sport-Berichterstattung distanziert und für die Veröffentlichung der schweren Doping-Vorwürfe gegen deutsche Wintersportler entschuldigt. "Es ist nicht vertretbar und mit unserer Berufsauffassung nicht vereinbar, wenn solche Pauschalverdächtigungen erhoben werden, ohne dafür belegbare und nachprüfbare Fakten zu haben", sagte Moderator Michael Antwerpes zu Beginn der Live-Übertragung vom Biathlon-Weltcup im Südtiroler Antholz.

Damit kritisierte Antwerpes den eigenen Sender, der zwei Tage zuvor mit seinen Doping-Anschuldigungen für großen Wirbel gesorgt hatte. "Wir bedauern, wenn es im Zusammenhang mit dieser Meldung zu Vorwürfen und Unterstellungen gegen Athleten gekommen ist", sagte der ARD-Moderator.

"Sehr, sehr harte Nummer"

Der Deutsche Skiverband (DSV) bekräftigte die Absicht, die für die Berichterstattung Verantwortlichen zu belangen. "Aus der angeblichen Doping-Affäre ist jetzt mehr oder weniger eine Medienaffäre geworden. Wir haben uns auch deshalb vorbehalten, jetzt rechtliche Schritte einzuleiten gegenüber den verantwortlichen Redakteuren, wohlgemerkt nicht gegenüber der ARD", sagte DSV-Pressesprecher Stefan Schwarzbach. Das sei "eine sehr, sehr harte Nummer" für alle gewesen.

Ähnlich argumentierte auch die Biathletin Kati Wilhelm, die den Wettkampf in Antholz als Weltcup-Führende in Angriff nahm. "Das hat uns alle sehr hart getroffen. Das sind Vorwürfe, von denen wir alle wissen: Wir haben damit nichts zu tun", sagte die mehrfache Weltmeisterin. Man wisse nicht so recht, wie man damit umgehen solle. "Mehr als sagen, dass wir nicht in Wien waren und damit nichts zu tun haben, können wir natürlich nicht." Es sei schlimm, dass ihre Leistungen mit solchen Vorwürfen in den Dreck gezogen würden.

Schwere Vorwürfe

Die ARD hatte am Dienstag erstmals die schweren Vorwürfe erhoben und mitgeteilt, dass "mindestens 30 Sportler die Dienste der Blutbank in Wien in Anspruch genommen haben". Weiter hieß es: "Rund zwei Drittel der Athleten stammten demnach aus Deutschland. Es handele sich um Sportler aus den Bereichen Biathlon und Skilanglauf, die zumindest zum Teil zur Weltspitze gehören."

Am Mittwoch hatte ARD-Programmdirektor Günter Struve zunächst Konsequenzen für die Wintersport-Berichterstattung des Senders ausgeschlossen: "Es gibt zwar neue Dopingvorwürfe, die jedoch bisher nicht für einzelne Sportler belegt sind. Auch bei solchen Vorwürfen gilt zunächst die Unschuldsvermutung." ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt, der für die Berichterstattung verantwortlich ist, hatte unterdessen Interviews bei Radiosendern des öffentlich-rechtlichen Verbundes gegeben. Er nannte jedoch keine Fakten oder Namen.

Gert Glaner, Michael Rossmann[dpa]

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