zum Hauptinhalt

Doping: Der Chef und sein Star in der Defensive

Wie das Team Milram mit dem Verdacht umgeht. Der Chef des Radstalls steht unter gehörigem Druck.

Der Satz ist Routine, so bringt ihn Stefan Schwenke auch vor: „Wir stehen für dopingfreien Sport.“ Schwenke muss ihn sagen, er ist Pressesprecher des Profi-Radsport-Teams Milram. Wie ernst Milram diese Botschaft nimmt, wird sich bald zeigen. „Im Moment prüfen wir juristische Schritte gegen Jaksche“, sagt Schwenke. Der geständige Profi Jörg Jakschke hatte im „Spiegel“ behauptet, Milram-Teamchef Gianluigi Stanga habe ihm einen Crashkurs in Sachen Doping verpasst. Damals, 1997, als Jaksche fürs Team Polti fuhr und Stanga sein sportlicher Leiter war. Wenn Jaksche gelogen haben sollte, dann müsste Stanga den Ansbacher eigentlich umgehend verklagen. Milram-Hauptsponsor Nordmilch will von Stanga glaubwürdige Erklärungen, sonst könnte der Geldgeber aussteigen. Stanga selber kann man teamintern nicht sanktionieren: Er ist der Chef des Radstalls, er könnte sich höchstens selber entlassen.

Er könnte aber auch Alessandro Petacchi feuern, den suspendierten italienischen Sprint-Star. Der versuchte gestern der italienischen Anti-Doping-Kommission zu erklären, wie er zu einem überhöhten Wert des Asthma-Mittels Salbutamol gekommen ist. Er hatte zwar eine Ausnahmegenehmigung bis 1000 Nanogramm, gemessen wurden bei ihm aber 1320. Eine unabsichtliche Überdosierung, sagte Petacchi. Die Kommission will ihr Urteil in Kürze veröffentlichen. Wenn Petacchi sie nicht überzeugte, drohen ihm vom Sportgericht zwei Jahre Sperre. Aber noch ist er für die Tour nominiert. Nach Petacchi wurde auch dessen Teamchef Stanga vernommen.

„Wenn klar ist, dass nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist, dann wird Petacchi die Tour nicht fahren“, sagt Schwenke. Das ist sowieso klar, entscheidend ist, was dann teamintern passiert. Wird er entlassen, als Dopingsünder? „Das entscheidet die Teamleitung“, sagt Schwenke. Gibt’s denn keine Klausel in den Milram-Verträgen, dass einer sofort entlassen wird, wenn er dopt? „Grundsätzlich schon.“

Der Grundsatz gilt für Erik Zabel. Der Sprint-Star fährt auch für Milram, er hatte vor Wochen einwöchigen Dopingkonsum – 1996 – gestanden. Milram hat ihn für die Tour nominiert. „Hätte er bei Milram gedopt, gehörte er jetzt nicht mehr zum Team“, sagt Schwenke. Aber wo ist der Unterschied zwischen Zabel und Petacchi? „Eigentlich“, sagt Schwenke, „gibt’s keinen.“ Eigentlich. Ganz eindeutig ist der Anti-Doping-Kampf bei Milram offenbar doch nicht.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false