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Doping im Radsport: Die Zweifel des Ministers

Innenminister Wolfgang Schäuble hält Fördermittel für den Radsport zurück, weil er Zweifel hat, dass nicht "möglicherweise unsaubere Sportler" an den Start gehen.

Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) muss sich derzeit nicht nur gegenüber der Öffentlichkeit rechtfertigen – auch der Bundesinnenminister verlangt Aufklärung. Minister Wolfgang Schäuble hat BDR-Präsident Rudolf Scharping gemeinsam mit Pat McQuaid, dem Präsident des Internationalen Radsport-Verbandes eingeladen – um es freundlich auszudrücken. Im Grunde hat er sie einbestellt, um sich anzuhören, ob ihre Strategie in der Dopingbekämpfung überhaupt durchdacht und glaubwürdig ist. Dieses Gespräch soll in der ersten Julihälfte stattfinden, und es wird viel von ihm abhängen.

Zum Beispiel auch die öffentliche Förderung der Straßen-Weltmeisterschaft der Radfahrer Ende September in Stuttgart. Das Bundesinnenministerium will die WM mit 150 000 Euro unterstützen. Diese Fördermittel hat das Ministerium allerdings noch nicht ausbezahlt, wie ein Sprecher des Ministeriums bestätigt. Es kommt nun auf Scharping und McQuaid an, ob sie Schäuble von ihren Maßnahmen gegen Doping überzeugen können.

In der vergangenen Woche hatte der Bundesinnenminister gesagt: „Ich schaue mit Sorge auf das Ereignis, weil ich nicht zulassen kann, eine Veranstaltung vom Staat mitfinanzieren zu lassen, an der möglicherweise unsaubere Sportler am Start sind.“ Schäubles Haltung zu einer Nominierung des Doping-Geständigen Erik Zabel lässt sich daher leicht zusammenfügen, obwohl er sich noch nicht ausdrücklich zu diesem Fall geäußert hat: Der Minister wäre wohl nicht glücklich darüber.

Allgemein hat Schäuble gesagt, er könne noch nicht feststellen, dass das öffentliche Interesse am Sport trotz der Empörung über die Dopingfälle nachgelassen habe. Wie aus seinem Umfeld zu vernehmen ist, war diese Aussage Schäubles auch im Besonderen auf Zabels Auftritt bei der Bayern-Rundfahrt gemünzt. Dass Zabel nach seinem rührseligen Dopinggeständnis in Bayern von den Zuschauern als Held gefeiert wurde, hat Schäuble offenbar nicht gefallen.

Der nationale und der internationale Radsport-Verband sind nicht die einzigen, von denen das Bundesinnenministerium Auskünfte angefordert hat. Auch 70 nationale Sportverbände und Olympiastützpunkte hat das Ministerium aufgefordert, zu erklären, wie die sportmedizinische Betreuung bei ihnen funktioniert und wie sie finanziert wird. Das Ministerium will sich dem Verdacht entgegenstellen, dass Steuereinnahmen für Doping eingesetzt werden.

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