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Doping: Problematische Zeitenwende

Frank Bachner empfindet Nachsicht für Ex-Doping-Trainer als falsch.

Vielleicht entwickeln Juristen des Bundesinnenministeriums noch einen Standardsatz, nur der Einfachheit halber, dann kann man alles schneller abwickeln. Zum Beispiel: „Ja, ich habe zu DDR-Zeiten Athleten gedopt, ich bereue zutiefst, es wird nie mehr passieren.“ Den muss einer zu Protokoll geben, schon ist der staatlich subventionierte Job als Trainer gesichert, rein arbeitsrechtlich. Politisch ebnet gerade Wolfgang Schäuble, der Innenminister, den Weg, wenn man seine Äußerungen in der „FAZ“ richtig deutet. Wer als Ex-DDR-Trainer Doping zugibt und nun dopingfreie Arbeit leistet, den soll man endlich in Ruhe als Trainer arbeiten lassen, finanziert mit Steuermitteln. Ist doch alles lange her. Sagt Schäuble.

Das ist nichts weniger als eine Zeitenwende. Noch vor Olympia 2008 gab das Innenministerium eine Null-Toleranz-Politik vor, der Deutsche Olympische Sportbund setzte sie um. Sicher greift irgendwann die Verjährung, juristisch jedenfalls. Moralisch liegt der Fall schwieriger. Da gibt es die Opfer dieser Trainer, oft wurden sie als Minderjährige gedopt. Und sie mussten fast demütigend für eine kleine Entschädigung aus Steuermitteln kämpfen; sie fühlten sich wie Bittsteller vor jenen Politikern, die herzzerreißend das Leid der Opfer beklagt hatten, als es in den Zeitgeist passte. Der Rechtsstaat vergibt Tätern, das ist gut so. Diese ehemaligen Doping-Trainer dürfen gerne weiter arbeiten, das zeigt die Größe des Rechtsstaats. Aber aus Steuermitteln sollten sie dabei nicht bezahlt werden. Das ist keine juristische Frage. Es ist eine Frage des Respekts gegenüber den Opfern.

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