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Doping-Prozess: Star-Trainer Graham wegen Meineids vor Gericht

Die Beweislage ist eindeutig: Frühere Weltklasse-Sprinter wie Marion Jones oder Jerome Young bezeugen, dass Leichtathletik-Trainer Trevor Graham ihnen Doping-Mittel verabreicht habe. Doch der Beschuldigte streitet vor Gericht alles ab.

Die Anzahl der Zeugen ist groß und namhaft. Dennoch bekannte sich der ehemalige Leichtathletik-Trainer Trevor Graham zum Auftakt seines Meineid-Prozesses vor einem Gericht in San Francisco in allen drei Anklagepunkten für nicht schuldig. Der frühere Coach, der unter anderem die Weltklasse-Sprinter Marion Jones, Tim Montgomery und Justin Gatlin trainierte, bestritt am Montag (Ortszeit), jemals im Gespräch mit Untersuchungsbehörden gelogen zu haben. Der Prozess gegen Graham wird mindestens zwei Wochen dauern.

Ihm wird vorgeworfen, Kunde des mexikanischen Doping-Dealers Angel Heredia gewesen zu sein und die illegalen Substanzen an seine Athleten weitergereicht zu haben. Graham betonte, Heredia nie persönlich getroffen zu haben, sondern ihn nur von Telefonaten her zu kennen. Staatsanwalt Jeffrey Finigan präsentierte zum Prozess-Auftakt jedoch ein Foto aus dem Jahr 1996, das den Angeklagten mit Heredia zeigt. Zudem will Heredia Tonband- und Telefonmitschnitte von Gesprächen mit Graham vorlegen.

Doping-Dealer im Kreuzverhör

Grahams Anwalt William Keane betonte, dass sich sein Mandant bei der Aussage, er habe Heredia nie persönlich getroffen, "versprochen" habe. Dies sei aber keine Absicht gewesen. Der Verteidiger deutete bereits an, Heredia in ein Kreuzverhör nehmen zu wollen. Zudem wies Keane darauf hin, dass Graham derjenige gewesen sei, der der amerikanischen Anti-Doping-Agentur (USADA) als Erster einen Hinweis auf das Balco-Dopinglabor gegeben habe. Graham hatte im Juni 2003 anonym eine Spritze mit dem bis dahin nicht nachweisbaren Dopingmittel THG an die USADA geschickt. Spätere Untersuchungen hatten ergeben, dass die Substanz im Balco-Labor entwickelt und von dort aus an Athleten weitergereicht wurde.

Mehrere seiner einstigen Schützlinge, wie die 4 x 400-Meter- Staffel-Olympiasieger Antonio Pettigrew und Jerome Young wollen bezeugen, dass Graham ihnen Dopingmittel verschafft hat. Keane bezichtigte die Athleten unterdessen, ihren ehemaligen Coach als "bequemen Sündenbock für ihre Fehler und Dopingvergehen der Vergangenheit" zu benutzen. Finigan sagte, dass Untersuchungsbeamte Graham im Juni 2004 im Zuge der Ermittlungen gegen Marion Jones befragt hätten. Die Sprinterin hatte damals behauptet, niemals leistungssteigernde Mittel genommen zu haben. Vor Gericht widerrief sie diese Aussage jedoch im Oktober 2007. Stattdessen gab sie an, dass Graham sie von 1999 an zwei Jahre lang mit illegalen Substanzen versorgt habe, die er als "Leinsamen-Öl" bezeichnet hatte.

Lange Haftstrafen für Ex-Leichtathletik-Stars

Laut Finigan werde auch Heredia in den kommenden Tagen aussagen, dass er Graham mit Epo versorgt habe, welches für Jones bestimmt war. Wie Finigan weiterhin betonte, habe Tim Montgomery als Erster Untersuchungsbeamten gegenüber den Kontakt seines Trainers zu Heredia erwähnt. Weder Montgomery noch Jones werden vor Gericht aussagen.

Jones verbüßt wegen zweimaligen Meineides derzeit eine sechsmonatige Haftstrafe. Montgomery wurde am Freitag wegen Geldwäsche und Scheckbetruges in Millionenhöhe zu 46 Monaten Gefängnis verurteilt. Zudem muss sich der ehemalige 100 Meter-Weltrekordler am 9. Juli vor Gericht wegen Heroin-Handels verantworten. (küs/dpa)

Heiko Oldörp[dpa]

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