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Woods

© dpa

Doping: Tiger Woods: Noch eine Affäre?

Der Golfsport bangt um seinen guten Ruf. Doch die Affären um Tiger Woods finden kein Ende. Nun soll der einstige Vorzeigeprofi auch in einen Dopingskandal um seinen Arzt Anthony Galea verwickelt sein.

Tiger Woods‘ Vermarktungsagentur hatte in den vergangenen Wochen alle Hände voll zu tun. Der Versuch, am Image ihres Stars noch irgendetwas zu retten, hielt die Manager in Cleveland ordentlich auf Trab. Bei all den Gerüchten um seine Affären mit verschiedenen Frauen war ein Dopingskandal ungefähr das Letzte, worauf man in der Zentrale der Agentur in diesen Tagen noch gewartet hatte. Doch zu Beginn dieser Woche ging es genau darum. Die „New York Times“ bat um eine Stellungnahme zu der anscheinenden Verwicklung von Woods in die Dopingaffäre. „Wenn es irgendwie geht, schreibt das bitte nicht“, antwortete Woods‘ Agent Mark Steinberg. Es war ein Gnadengesuch. Vergeblich.

Der Zeitung lagen stichhaltige Belege dafür vor, dass Woods eng mit einem dubiosen Sportarzt zusammengearbeitet hatte. Der fragliche Mediziner, Dr. Anthony Galea, wird an diesem Freitag wegen der Weitergabe von Dopingmitteln an Sportler von einem Gericht in Toronto vernommen. Galea wurde im Oktober verhaftet, nachdem man seine Assistentin an der amerikanisch-kanadischen Grenze mit falsch gekennzeichneten Wachstumshormon-Ampullen, anderen offenbar zum Schmuggel vorgesehenen Medikamenten wie dem Kalbsblut-Extrakt Actovegin sowie mit medizinischem Gerät erwischt hatte.

Galea ist offenbar ein Guru unter nordamerikanischen Top-Profis: Neben Woods hat er mit der Schwimmerin Dara Torres und zahlreichen Hockey- und Baseballprofis zusammengearbeitet, darunter auch Superstar Alex Rodriguez, der bereits im vergangenen Jahr Doping in den frühen Jahren seiner Karriere zugegeben hatte. Zudem war Galea offenbar eng mit dem Physiotherapeuten Mark Lindsay verbandelt, der wiederum die Sprinter Marion Jones und Tim Montgomery zu jener Zeit betreute, als sie mit Victor Conte und dem kalifornischen Skandallabor Balco zusammenarbeiteten.

Galea bestreitet, dass er den Athleten illegale Substanzen verabreicht habe. Stattdessen geriert er sich als eine Art Rehabilitationsguru, der mit neuen experimentellen Methoden sensationelle Therapie-Erfolge erzielt. Die Methode, die Galea häufig anwandte, ist die sogenannte thrombozytenreiche Plasma-Therapie – eine Prozedur, der sich auch Woods bei dem Arzt unterzogen hatte. Dabei wird Blut des Patienten in eine Zentrifuge gegeben und danach das blutplättchenreiche Konzentrat in geschädigte Körperteile injiziert. Das soll den Heilungsprozess bei Verletzungen enorm beschleunigen.

So machte Woods Galea dafür verantwortlich, dass er nach seiner Knieverletzung schnell wieder spielen konnte. Doch die Geschichte um den Arzt bringt manchen Skeptiker im Nachhinein ins Grübeln. Bill Plaschke, Golfreporter der „Los Angeles Times“, bemerkte, dass Woods seit seiner Verletzung deutlich muskulöser ist. Zudem traut man ihm nach seinen Seitensprüngen in Serie leicht zu, auch im Sport nicht immer ehrlich gewesen zu sein: „Wenn er privat ein Betrüger war, warum soll er das auf dem Golfplatz nicht auch gewesen sein?“, fragt Plaschke.

Bislang behauptet der vermeintliche Wunderheiler, er habe das Wachstumshormon nur zu therapeutischen Zwecken benutzt, niemals jedoch an Athleten verabreicht. Die Ladung, die seine Assistentin im Kofferraum hatte, sei für seinen eigenen Bedarf gedacht gewesen. Fest steht jedoch, dass in den USA zwar sowohl im Hockey als auch im Football und im Golf Wachstumshormone verboten sind. Da keine Bluttests durchgeführt werden, kann man sie jedoch nicht nachweisen. Das Kalbsblutextrakt Actovegin, das ebenfalls bei Galeas Assistentin gefunden wurde, steht hingegen nicht auf der Dopingliste.

Nun könnte man glauben, die Reputation von Tiger Woods sei derart ramponiert, dass es auf einen Dopingskandal auch nicht mehr ankommt. Dabei vergisst man aber, dass sein 100 Millionen Dollar-Kontrakt mit einer Sportartikelfirma bislang noch Bestand hat. Sollte sich im Verlauf des Galea-Prozesses herausstellen, dass Woods mit verbotenen Substanzen hantiert hat, wäre dies zweifelsohne ein Kündigungsgrund.

Sebastian Moll[New York]

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