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Doping-Vorwürfe: Anzeige gegen Anzeige

Anonyme Anzeigen wegen Blutdoping: Die Leistung der deutschen Männer-Staffel bei der Biathlon-WM prallt auf herbe Vorwürfe. Bronzemedaillen-Gewinner Birnbacher winkt ab: "Wir wissen ja, dass nichts dran ist“.

In den Augen von Andreas Birnbacher ist die Geschichte ausgesprochen simpel. Der im Endspurt erreichte dritte Platz der deutschen Männer-Staffel am vorletzten Tag der Biathlon-WM – eine Trotzreaktion auf die erneuten Doping-Vorwürfe, von der die deutschen Biathleten am Freitag erschüttert wurden? „Wir wissen ja, dass nichts dran ist“, sagte Birnbacher nach dem Gewinn der Bronzemedaille. „Deshalb müssen wir auch keine Trotzreaktion zeigen.“

Bei der Wiener Staatsanwaltschaft ist eine anonyme Anzeige eingegangen, in der nun auch Namen von angeblich gedopten deutschen Biathleten genannt werden. Diese sollen Kontakte zu der Wiener Firma „Humanplasma“ gehabt haben, die unter dem Verdacht steht, in großem Umfang Blutdoping betrieben zu haben. Auf der Liste stehen auch ehemalige und jetzige deutsche Biathlonstars: Michael Greis taucht dort ebenso auf wie seine gestrigen Staffelkollegen Alexander und Michael Rösch. Auch die inzwischen zurückgetretenen Sven Fischer, Katrin Apel, Ricco Groß und Uschi Disl sind dort zu finden, wie Stefan Schwarzbach, der Sprecher des Deutschen Ski-Verbands(DSV) bestätigte. „Das ist, als wenn du die Zeitung aufschlägst, und jemand hat gesagt, du wärst ein Kinderschänder. Das ist einfach nur hart“, sagt Wolf.

Der DSV hat reagiert wie gehabt: mit einer eidesstattlichen Erklärung. Um den dauerhaft schwelenden Dopingverdacht gegen sie zu entkräften, hatten Deutschlands Biathleten bereits kurz vor der WM allesamt eidesstattlich erklärt, keine Kontakte zu „Humanplasma“ gehabt zu haben.

Nun sehen sich die deutschen Biathleten erneut gezwungen, einen schriftlichen Schwur zu leisten. Und zwar einen in erweiterter Form. Die zuvor gemachte Einschränkung mit Wien fällt weg, jetzt versichern die Biathleten und Biathletinnen schriftlich, überhaupt nie und nirgendwo gedopt zu haben. „Alle WM-Teilnehmer haben sofort erklärt, unterschreiben zu wollen“, sagte Stefan Schwarzbach gestern. Er kündigte auch an, dass der Verband Anzeige gegen Unbekannt wegen Verleumdung erstatten wird.

In der anonymen Anzeige werden nun insgesamt 30 Sportler des Blutdopings beschuldigt. Neben zahlreichen Biathleten stehen auch Radprofis wie Michael Rasmussen und Georg Totschnig auf der Liste. In der Anzeige wird behauptet, dass drei österreichische Transfusionsmediziner in Wien und Linz seit 2000 systematisch Blutdoping durchgeführt haben sollen. Auch wird ein angebliches Netzwerk aus Kliniken, Privatfirmen und Hotels genannt.

In Österreich gibt es kein entsprechendes Dopinggesetz, so dass wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz sowie wegen Betrugs ermittelt wird. Strafrechtliche Konsequenzen hätten die Sportler wegen der Gesetzeslage nicht zu erwarten. Auch der Betrug sei möglicherweise verjährt, sagte ein Sprecher des österreichischen Bundeskriminalamtes der Zeitung „Österreich“, die die Namensliste veröffentlichte.

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