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Basso

© dpa

Ivan Basso: Schweigen und zugucken

Radprofi Ivan Basso hätte von einer Aussage profitieren können - doch lieber lässt er sich lange sperren.

Nur kurz zur Erinnerung: Ein historischer Moment im Kampf gegen Doping sollte es werden. „Ivan Basso hat seine Verantwortung in der Operacion Puerto in vollem Umfang zugegeben und uns seine volle Kooperationsbereitschaft zugesichert“, hieß es in einer Mitteilung des Nationalen Olympischen Komitees von Italien (Coni) Anfang Mai. Dieser Satz weckte große Erwartungen bei allen an Aufklärung Interessierten und Ängste bei anderen Beteiligten in der großen Dopingaffäre des Radsports. Erst einige Wochen später verursachten die ehemaligen Telekom-Profis mit ihren weitgehend folgenlosen Geständnissen viel Aufsehen. Ivan Basso, der selbst nie ein großes Geständnis angekündigt hat, kooperierte indes nicht wie erwartet. Trotz einer vom Coni angebotenen Kronzeugenregelung, bei der Basso für umfangreiche Aussagen ein Straferlass angeboten worden war.

Jetzt hat Basso seine Strafe bekommen: Die Regelsperre von zwei Jahren für einen „Ersttäter“. Für versuchtes Doping. Mehr hatte Basso nämlich nicht zugegeben, wegen der in Spanien sichergestellten Beutel mit seinem Blut war zumindest das auch nicht mehr zu leugnen. Selbst für dieses dünne Eingeständnis wollte ihm das Coni drei Monate von seiner Strafe erlassen. Der italienische Radsportverband verhängte am Freitag aber die vollen 24 Monate Sperre. Basso ist der erste Radprofi, der im Zusammenhang mit der Operacion Puerto gesperrt wurde. „Ich habe alles verloren, Rennen, Verträge. Aber das ist richtig so, weil ich einen Fehler begangen habe“, sagte Basso. Natürlich nur den, bei der Tour de France 2006 Doping geplant zu haben. Seine Siege, wie der beim Giro d’ Italia wenige Wochen zuvor, habe er natürlich ehrlich errungen. Und jetzt gehe es ihm nicht mehr so schlecht. „Seit ich meine Fehler zugegeben habe, fühle ich mich besser. Ich habe es ein Jahr lang geheim gehalten, auch vor meiner Familie. Ich hatte Angst, entdeckt zu werden“, sagte Basso. Das hat er nun hinter sich.

Kein Platz für Nestbeschmutzer?

Ob er stattdessen Angst davor hat, andere zu verraten, sagt Basso nicht. Er akzeptiert das Urteil klaglos, will weiter fleißig trainieren und ab Oktober 2008 wieder das tun, was er jetzt schon acht Monate lang nicht durfte: Radrennen fahren. „Dieser Sport ist mein Leben. Ich bin Rennen gefahren, seit ich sechs Jahre bin“, sagte der 29-Jährige. „Ich schaue von jetzt an in die Zukunft. Das ist meine Motivation. Ich kann nichts anderes tun.“

Für etwas anderes wie eine umfangreiche Aussage fehlt ihm offensichtlich die Motivation. Immer noch scheint der Italiener davon auszugehen, dass ein Nestbeschmutzer in der Radsportszene keinen Fuß mehr auf die Pedale kriegt. Über aktuelle Dopingpraktiken hat jedenfalls noch niemand ausgesagt. Und der Weltverband UCI lässt derzeit Modelle erarbeiten, bei denen er eine Kronzeugenregelung überhaupt akzeptieren würde. Zwar hat er dem Code der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada zugestimmt, nach dem Straferlass für Aussagen möglich ist. UCI-Präsident Pat McQuaid forderte aber für Basso die volle Sperre, egal, ob er aussagt oder nicht. Das Durcheinander mit beantragtem Straferlass für ein Teilgeständnis, das keines war und der von dem einen Verband angebotenen und dem anderen abgelehnten Kronzeugenregelung zeigt, wo der Radsport derzeit steht: Er wäre gar nicht darauf vorbereitet, wenn noch aktive Profis wirklich auspacken würden.

Der Fall Basso ist jetzt ein ganz normaler Dopingfall mit einer ganz normalen Strafe. Halten sich die Teams der Pro Tour an ihre Regeln, darf Basso nach seiner Sperre zwei weitere Jahre für keines der Top-Teams fahren. Auch in diesen Regeln ist kein Zeugenschutz vorgesehen.

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