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Contador

© AFP

Spanien-Rundfahrt: Rad-Spektakel mitten im Chaos

Die Verantwortlichen der Spanien-Rundfahrt blenden Kritik aus: Jede Bemerkung zur Affäre um den Doping-Arzt Fuentes empfinden die Organisatoren als Beleidigung. Schließlich bemühe man sich, das schlechte Image der "Vuelta" abzulegen. Zumal ein junger Spanier - Alberto Contador - die Tour de France gewonnen hat.

Als Victor Cordero, der Generaldirektor der Spanien-Rundfahrt, erfuhr, dass der spanische Star Alejandro Valverde bei den Weltmeisterschaften in Stuttgart nicht antreten darf, polterte er: „Der Radsport lebt im völligen Chaos.“ Und Weltmeister Oscar Freire assistierte: „Anscheinend darf jeder Rennfahrer ausgeschlossen werden, obwohl keinerlei Beweise vorliegen.“

Die Empörung über die Sperre für Valverde durch den Weltverband UCI für die WM Ende September ist bezeichnend. Kurz vor dem Start der 3291 Kilometer langen Vuelta am Samstag von Vigo nach Madrid liegen die Nerven im spanischen Radsport blank. Jedes Wiederaufköcheln der Affäre um den Doping-Arzt Eufemiano Fuentes empfinden die Organisatoren als persönliche Beleidigung, weil sie ihre eigenen Bemühungen um einen Neuanfang im Radsport halbherzig erscheinen lassen.

Dabei hatte man sich doch so sehr angestrengt, das schlechte Image der Vuelta abzulegen. Das Astana-Team wurde, nachdem Vorjahressieger Alexander Winokurow und dessen Landsmann Andrej Kaschetschkin positiv getestet wurden, wieder ausgeladen. Astana hat Kaschetskin nach der positiven B-Probe gestern entlassen. Bei der Vuelta werden 180 000 Euro für mehr Dopingkontrollen bereitgestellt. Dass mit Relax-Gam auch ein Team an den Start geht, das als Sammelbecken für Fuentes-Kunden gilt, stört die Veranstalter nicht: In Spanien gilt die Unschuldsvermutung bis zum unumstößlichen Beweis des Gegenteils. Namen auf Listen reichen hier für Konsequenzen nicht aus.

Zwar leidet die Vuelta seit Jahren unter Zuschauerschwund, nach Alberto Contadors Sieg bei der Tour de France ist das allgemeine Interesse am Radsport jedoch wieder größer geworden. In Contador hat Spanien einen strahlenden Helden gefunden, den niemand fragt, ob er wirklich so sauber ist wie sein Zahnpastalächeln. Vom Glamour-Faktor des 24-Jährigen profitiert auch die Spanien-Rundfahrt, obwohl Contador gar nicht an ihr teilnimmt. Ohne seine Strahlkraft wären die 15 neuen Namen im Kreis der 31 Sponsoren nicht möglich gewesen, sagt Direktor Victor Cordero. Das staatliche Fernsehen TVE ist täglich live dabei. Weil, so TVE, „der spanische Radsport einen der besten Momente seiner Geschichte erlebt“, scheut der Sender keinen logistischen Aufwand und schickt 160 Mitarbeiter und drei Helikopter-Teams auf die Strecke.

So ganz scheint man dem selbst auferlegten Optimismus nicht zu trauen. Die erste von vier Bergankünften steht schon am vierten Tag an, in der gleichen Woche folgen zwei weitere. „Wir brauchen das Spektakel“, sagte Victor Cordero. Wahrscheinlich auch, damit niemand unbequeme Fragen zu Blutbeuteln und Namenslisten stellt. Da trifft es sich gut, dass Alejandro Valverde auch bei der Vuelta nicht startet.  

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