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Tour de France: Das Landis-Urteil: gedopt

Tour-Sieger Floyd Landis verliert seinen Titel aus dem Jahr 2006 und wird zwei Jahre gesperrt. Es ist das erste Mal in der Geschichte der Tour de France, dass einem Sieger der Sieg aberkannt wird.

Als übellaunig und abwesend beschrieb Amber Landis, die Frau des Tour-de- France-Siegers Floyd, in den vergangenen Monaten ihren Ehemann. Seit Landis bei seiner Sieg-Tour 2006 positiv auf das Hormon Testosteron getestet worden war, versuchte er erbittert, das Testergebnis vor sportgerichtlichen Instanzen widerrufen zu lassen. Jetzt ist das Warten für die Familie Landis vorerst vorbei. Am Donnerstagabend entschied ein amerikanisches Schiedsgericht, dass die US-Anti-Doping-Agentur Usada mit ihrem Dopingverdacht Recht habe. Landis ist ab sofort zwei Jahre gesperrt, sein Tour-Sieg wird ihm, nach dem die Tour-Organisatoren ihn schon im Sommer geächtet hatten, nun auch von den Verbänden aberkannt. Der Tour-Sieg soll nach Angaben des Welt-Radsportverbandes UCI dem damaligen Zweitplatzierten Oscar Pereiro zuerkannt werden.

Schon im Juni hatte das Schiedsgericht Landis und die Usada angehört und sich danach viel Zeit für die Urteilsfindung ausbedungen. Landis’ Verteidigung war auf Verfahrensfehlern bei der Auswertung seiner Proben aufgebaut gewesen. Das Schiedsgericht fand nun, dass die Ergebnisse des ursprünglichen Dopingtests, bei dem als Nachweismethode der Quotient von Testosteron zu Epitestosteron gemessen wurde, einer gründlichen Überprüfung nicht stand halte. Die weitergehenden Kohlenstoffisotopentests, die Landis’ Schuld beweisen, seien jedoch über jeden Zweifel erhaben. Der Vorsitzende der US-Anti-DopingAgentur Travis Tygart nannte das Urteil „einen Sieg für alle sauberen Athleten“. Die Reaktion von Pat McQuaid, dem Präsidenten des Radsport-Weltverbandes UCI, fiel gemäßigter aus: „Es ist Gerechtigkeit geschehen“, sagte er. „Es zeigt, dass das System funktioniert.“ Dass Landis auch noch sein letztes Rechtsmittel, die Berufung vor dem Internationalen Sportgerichtshof Cas ausschöpft, gilt als wahrscheinlich.

Der Mann aus dem ländlichen Pennsylvania führt seit dem positiven Test einen Kreuzzug gegen die „korrupten und inkompetenten“ Sportorganisationen. Er wird dabei von einem Anwaltsteam aus Los Angeles und Madrid unterstützt, einer Gruppe New Yorker PR-Experten sowie einem Team von Sportmedizinern. Der frühere amerikanische Tour-Sieger Greg LeMond vermutet in einem bislang unveröffentlichten Interview in der kommenden Ausgabe des Radsportmagazins „Tour“ hinter dieser Kampagne „wichtige Leute im amerikanischen Radsport, die ein Interesse daran haben, dass nicht noch mehr Dinge ans Tageslicht kommen.“ Damit dürfte LeMond Lance Armstrong meinen, gegen den er schon seit 2001 Dopingverdächtigungen äußert. Landis hatte nach seiner positiven Dopingprobe LeMond um Rat gebeten und dabei laut LeMond faktisch das Doping zugegeben. LeMond, der bei der Anhörung im Juni gegen Landis aussagte, riet Landis „für sein Seelenheil und für den Radsport“ zu gestehen. Doch Landis, so LeMond, habe „den Weg der Lüge gewählt.“

„Ich bin unschuldig, bis das Gegenteil bewiesen wird“, sagte Landis am Donnerstag. „Das Urteil ist ein Schlag für Sportler auf der ganzen Welt.“ Amber Landis wird sich wohl auf weitere Monate eines übellaunigen Ehemanns einstellen müssen.

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