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Dopingaffäre: T-Mobile kündigt Jan Ullrich

Der in Dopingverdacht geratene Jan Ullrich hat nun auch keinen Arbeitgeber mehr: Das Team T-Mobile kündigte dem 32-Jährigen zum 20. Juli. Ullrich will den Rauswurf nicht akzeptieren.

Berlin - Die Ära von Radprofi Jan Ullrich beim Team T-Mobile ist beendet. Der Bonner Rennstall hat dem wegen Dopingverdachts suspendierten 32-Jährigen am Freitag gekündigt. «Die uns vorliegenden Erkenntnisse lassen keine andere Entscheidung zu», sagte Team-Sprecher Christian Frommert. Ullrich selbst zeigte sich von der Entscheidung seines bisherigen Arbeitgebers enttäuscht und nannte die Kündigung «nicht akzeptabel». Sein Manager Wolfgang Strohband kündigte an, rechtliche Schritte zu prüfen.

Ullrich war gemeinsam mit seinem langjährigen Berater Rudy Pevenage und seinem spanischen Teamkollegen Oscar Sevilla einen Tag vor Beginn der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt wegen Dopingverdachts vom Team T-Mobile suspendiert worden. Alle drei sollen Kontakt zum umstrittenen Dopingarzt Eufemiano Fuentes gehabt haben. Vom Belgier Pevenage hatte sich der Bonner Rennstall bereits rückwirkend zum 30. Juni getrennt. Die Kündigung von Sevilla erfolgte zusammen mit dem Rauswurf Ullrichs.

Nichts zu ihrer Entlastung beigetragen

Den Angaben des Teams T-Mobile zufolge haben die Ende Juni veröffentlichten Ermittlungsergebnisse «neutraler spanischer Behörden» eindeutige Indizien dafür geliefert, dass Ullrich und Sevilla versucht haben, «ihre Leistungen mit Hilfe unerlaubter Mittel zu steigern». Obwohl beide Fahrer unmittelbar nach der Suspendierung erklärt hätten, ihre Unschuld beweisen zu wollen, hätten sie bis zu einer von T-Mobile gesetzten Frist nichts zu ihrer Entlastung vorgetragen.

«Da Jan Ullrich und Oscar Sevilla keinen Beweis ihrer Unschuld angetreten haben, war die Kündigung der notwendige und folgerichtige Schritt nach der Suspendierung», sagte der Manager des T-Mobile-Teams, Olaf Ludwig. Frommert ergänzte: »Wir alle sind sehr enttäuscht, dass es zu diesem Schritt kommen musste.« Mit der außerordentlichen und fristlosen Kündigung ist den Bonnern zufolge auch eine 2004 vereinbarte Zusammenarbeit mit Ullrich über dessen Karriereende hinaus hinfällig.

"Kündigung gerichtlich anfechten"

Der Tour-Sieger von 1997 gab sich uneinsichtig. «Sehr enttäuscht bin ich darüber, dass mir diese Entscheidung nicht persönlich, sondern von T-Mobile-Anwälten nur per Fax mitgeteilt wurde», sagte er. «Ich finde es beschämend, dass ich nach so vielen Jahren guter Zusammenarbeit und nach allem, was ich für das Team getan habe, wie eine Faxnummer behandelt werde», fügte der einzige deutsche Tour-Gewinner hinzu. Sein Manager Strohband betonte: »Die Kündigung ist unbegründet. Sofern das für nächste Woche geplante Gespräch keine Einigung bringt, wird Jan Ullrich die Kündigung gerichtlich anfechten.«

Ullrich hatte am Montag eine Erklärung verbreiten lassen, wonach er entgegen der Forderung von T-Mobile keine öffentliche Stellungnahme zu den Vorwürfen abgeben werde. Stattdessen verwies er auf die Unschuldvermutung. »Wir respektieren Jan Ullrichs Auffassung, in einem Rechtsstaat gelte nicht nur für ihn, sondern für jeden anderen Menschen auch die Unschuldsvermutung, bis das Gegenteil bewiesen ist«, sagte Frommert. «Aber der Sport, insbesondere der Radsport hat sich eigenen ethnischen und moralischen Regeln verpflichtet, die auch in den Verträgen der Fahrer dokumentiert sind.»

Medikamenten-Mixtur aus Hormonen und Testosteron

Medienberichten zufolge soll Ullrich in der ersten Tour-Woche des vergangenen Jahres von Fuentes mit einer Medikamenten-Mixtur aus Hormonen, Testosteron und präparierten Bluteinheiten versorgt worden sein. Auch beim diesjährigen Giro d'Italia soll Ullrich mit Hilfe von Blutinfusionen das Zeitfahren gewonnen haben. Fuentes gilt als mutmaßlicher Drahtzieher eines Doping-Netzwerks und wurde Ende Mai verhaftet. Einen Tag vor dem diesjährigen Tour-Start war in Spanien eine Liste mit 36 dopingverdächtigen Fahrern veröffentlicht worden, auf der neben Ullrich und Sevilla auch Topfavorit Ivan Basso aus Italien stand. Alle 36 Radprofis waren daraufhin von der Frankreich-Rundfahrt ausgeschlossen worden.

Ullrich war Anfang 1995 zum früheren Team Telekom gestoßen und hatte 1997 sensationell die Tour de France gewonnen. 2003 wechselte der gebürtige Rostocker zunächst zum Team Coast und anschließend zum Bianchi-Team, um ein Jahr später zum T-Mobile-Team zurückzukehren. Zu Ullrichs weiteren Erfolgen zählen unter anderen die Olympische Goldmedaille 2000 im Straßenrennen, die Weltmeistertitel im Einzelzeitfahren 1999 und 2001 sowie Siege bei der Tour de Suisse (2204 und 2006) und der Spanien-Rundfahrt Vuelta (1999). (tso/ddp)

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