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Peking 2008 - Leichtathletik

© AFP

Dopingmittel Methyltrienolon: Leicht nachweisbar - und sehr gefährlich

Athleten, die wie die Griechin Fani Halkia mit Methyltrienolon dopen, gehen ein hohes gesundheitliches Risiko ein.

Ludmilla Blonska ist der fünfte Fall. Der fünfte Dopingsünder, der bei Olympia entlarvt wird. Die Ukrainerin Blonska hatte Silber im Siebenkampf gewonnen, sie soll mit einem Steroid gedopt haben. Von ihr ist noch keine Reaktion bekannt.

Von Fani Halkia schon. Die Griechin, Olympiasiegerin von 2004 über 400 Meter, wurde einen Tag vor ihrem Start als Dopingsünderin aus dem Verkehr gezogen, positiv getestet auf das anabole Mittel Methyltrienolon. Danach sagte sie anklagend: „Ich kann mir das alles nicht erklären. Aber vielleicht hat jemand im Internationalen Olympischen Komitee etwas gegen Griechenlands Sport."

Dort hat man allerdings mehr etwas gegen Sportler, die Dopingmittel wie Methyltrienolon nehmen. Fünfzehn griechische Athleten, darunter gleich elf Gewichtheber, wurden in den vergangenen Monaten auf Methyltrienolon getestet.

"Schwere toxikologische Wirkung"

Und diese Sportler sind ein immenses Risiko eingegangen. Denn dieses Anabolikum ist so gefährlich, dass Testreihen an Menschen ganz schnell abgebrochen wurden. Es wird nur in Tierversuchen eingesetzt. „Es hat schwere toxikologische Wirkung, es zerstört Leberzellen", sagt Fritz Sörgel, Leiter des Instituts für pharmazeutische Forschung in Nürnberg. „Anabolika lösen eigentlich immer Schäden an der Leber aus, aber Methyltrienolon ist ganz besonders giftig."

Dabei, sagt der Pharmakologe, spiele bei diesem Mittel der Muskelaufbau nicht mal die Hauptrolle. Die Substanz erhöhe vor allem die Aggressivität und damit die Bereitschaft, im Training ans Limit zu gehen. Zudem verkürze sie die Regenerationszeit. Ein Athlet kann damit also öfter trainieren.

Niemand kennt die richtige Dosierung

Methyltrienolon wurde bereits in den Sechzigerjahren für den Einsatz bei Tier- und Zellversuchen entwickelt. Der Umstand, dass es kaum Erfahrungen bei der Anwendung des Mittels bei Menschen gibt, könnte Halkia und ihren Kollegen zum Verhängnis geworden sein. „Ich denke, die haben es einfach zu spät abgesetzt. Es weiß ja niemand wirklich, wie man es richtig dosieren muss."

Dass Athleten überhaupt zu so einer gefährlichen Substanz greifen, überrascht Sörgel nicht. Der langjährige Doping-Experte hält es schon lange mit der Devise: „Nichts ist unmöglich." Das Mittel sei vorhanden, sagt er, da sei es eine Frage der Zeit, bis es irgend jemand verwende.

"Ganz leicht zu entdecken"

Aber man muss schon einen pharmakologischen Experten in der Hinterhand haben, um es einigermaßen effektiv einsetzen zu können. Effektiv bedeutet, die Dopingfahnder nach Möglichkeit auszutricksen. Denn Methyltrienolon ist leicht nachweisbar. „Im Kölner Dopinglabor", sagt Sörgel, „ist es ganz leicht zu entdecken."

Allerdings, das sagt er auch, gibt es für Experten die Möglichkeit, Methyltrienolon so abzuändern, dass die Dopinganalytiker nichts mehr nachweisen können. „Man muss nur aufpassen, dass der Dopingcharakter noch erhalten bleibt."

Es ist das alte Spiel Hase gegen Igel, Dopingsünder gegen Dopingfahnder.

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