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DOPPELPASS Österreich vs. Schweiz: Fans kochen für Fans

Ciao Reinhard, es herrscht heute in Wien spürbare Katerstimmung. Schade, dass die Chance vertan wurde, Fußballgeschichte zu schreiben.

Ciao Reinhard,

es herrscht heute in Wien spürbare Katerstimmung. Schade, dass die Chance vertan wurde, Fußballgeschichte zu schreiben. Am Montagnachmittag war ich in der Innenstadt und schon am frühen Abend dann im Prater. Die Stimmung war überall sehr positiv und Fans beider Mannschaften tranken und sangen gemeinsam. Es war, wie du treffend beschrieben hast, die Vorfreude auf die kommenden neunzig Minuten, die diesen Tag einmalig gemacht haben. Das Spiel selbst konnte die großen Erwartungen nicht erfüllen. Die Österreicher haben sich redlich bemüht, waren aber ohne Durchschlagskraft. Irgendwie hatte man das Gefühl, dass keiner die Verantwortung übernehmen wollte, und dass man mit einer knappen 0:1-Niederlage gegen den haushohen Favoriten gar nicht so unzufrieden war. Hauptsache nicht abgeschossen werden! Dabei war die deutsche Mannschaft alles andere als unwiderstehlich und ist so kein Favorit für den Titel. Für die Schweiz ist das Turnier bekanntlich schon seit Sonntag beendet. Immerhin gab es mit dem ersten Sieg bei einer Europameisterschaft gegen Portugal einen versöhnlichen Abschluss. Und der Tiroler Konny Plautz hat tatsächlich mitgeholfen, Geschichte zu schreiben, indem er einen regulären Treffer der Portugiesen aberkannte und für die Schweiz einen Elfmeter pfiff. Geschenke erhalten die Freundschaft. Leider ist auch für ihn nach ein paar weiteren Fehlentscheiden in diesem Spiel das Turnier beendet. Ohne mich auf das Heimteam konzentrieren zu müssen, bleibt wieder vermehrt Zeit, sich mit der Berichterstattung auseinanderzusetzen. Kein Aufwand wird zum Beispiel beim Schweizer Fernsehen gescheut, den Zuschauern nebst ausführlichen Spielanalysen Zusatzfeatures zu bieten. Eine meiner Lieblingsrubriken ist „Fans kochen für Fans“. Wenig ist spannender, als einer Rumänin zuzuschauen, wie sie „geschlagene Bohnen“ mit Würstchen zubereitet. Mehr solcher Schmankerl gibt’s im nächsten Brief.

Servus,

Marco

Marco Durisch (Schweizer Fußballmagazin „Zwölf“) und Reinhard Krennhuber (Österreichs Fußballmagazin „Ballesterer“) stehen hier im Briefwechsel.

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