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Sturzkopfball. Kölns Torhüter Michael Rensing (r.) schaut zu, wie der Dortmunder Robert Lewandowski erhöht.

© dapd

Update

Dortmund - Köln 5:0: Herbstliche Wohltaten

Der 1.FC Köln geht in Dortmund mit 0:5 unter - und muss mindestens ein halbes Jahr auf Adil Chihi verzichten, der sich einen Kreuzbandriss im linken Knie zugezogen hat.

In der 70. Minute erreichte die Stimmung im Fanblock des 1. FC Köln den Siedepunkt: „Auswärtssieg, Auswärtssieg“, skandierten die Besucher aus dem Rheinland, über die Nordtribüne des Dortmunder Stadions schwappte die Welle. Ein ironischer Wortbeitrag, denn de facto lagen die Gäste hoffnungslos zurück und hatten bei Borussia Dortmund nicht den Hauch einer Chance. Es war eine sympathische Form der Frustbewältigung in einer Begegnung, die von der ersten bis zur letzten Minute an Einseitigkeit kaum zu überbieten war. „Wir haben Dortmund viel zu viele Räume gelassen“, kritisierte Kölns Sascha Riether, „deshalb haben wir auch verdient verloren.“ Beim 5:0 (3:0) gegen einen bemitleidenswert überforderten Gegner zeigte der BVB vor 80.200 Besuchern eine einwandfreie Leistung und ist nun Tabellenzweiter. „Wir haben großartige Tore geschossen, die alle großartig herausgespielt waren“, sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp. Als Verteidiger Neven Subotic nach dem Schlusspfiff gefragt wurde, wann er zuletzt ein solch einseitiges Fußballspiel erlebt habe, antwortete er pointensicher: „Auf der Play Station.“ Für Dortmund war es der vierte Bundesligasieg in Folge, die Borussia wies dabei eindrucksvoll nach, dass sie den demütigenden Rückschlag in der Champions League umgehend weggesteckt hat. Für die Kölner kam es dagegen ganz schlimm – erst recht nach dem Spiel. Da wurde bekannt, dass Adil Chihi voraussichtlich ein halbes Jahr lang ausfallen wird. Er hatte sich einen Kreuzbandriss im linken Knie zugezogen, wie sich bei einer eingehenden Untersuchung am Samstagabend herausstellte. Der 23-Jährige war in Dortmund in der 58. Minute verletzt ausgewechselt worden. Der Stürmer soll schon in den nächsten Tagen operiert werden. Für die Dortmunder gab es im Gegensatz dazu nur gute Nachrichten. Bereits in der siebten Minute gingen die Gastgeber in Führung, Hummels hatte Großkreutz mit einem Traumpass losgeschickt, dessen Hereingabe Kagawa über die Linie drückte. Kaum zu glauben, aber wahr: Dem inoffiziellen Europameister im Chancen-Auslassen war es tatsächlich gelungen, seine erste ambitionierte Aktion in ein zählbares Ergebnis umzumünzen. Und weiter ging es nur in eine Richtung: Während sich der Kölner Ballbesitz stets auf wenige Sekunden beschränkte, kombinierte der BVB nach Herzenslust. Es wirkte, als seien die Gäste aus dem Rheinland ins Ruhrgebiet gereist, um die Dortmunder bei ihren Bemühungen, die alte Selbstsicherheit zurückzugewinnen, nach Kräften zu unterstützen. Die zuletzt formschwachen Großkreutz, Kagawa oder Schmelzer durften wirbeln. In der 25. Minute lief der Ball von Kagawa über Götze auf Bender, am Ende der Verwertungskette stand Schmelzer und erhöhte den Vorsprung. Und auch die Ballzirkulation vor dem 3:0 kurz vor der Pause war ein kleines Kunstwerk. Dieses Mal hießen die Stationen Lewandowski, Piszczek, Bender, Lewandowski. Es war der Schlusspunkt einer ersten Halbzeit, in der die Borussia eindrucksvoll nachgewiesen hatte, dass sie zumindest in der heimischen Liga durchaus noch in der Lage ist, all die Qualitäten auf den Rasen zu bringen, mit denen sie in der vergangenen Saison überzeugend Meister wurden.

Es war ein Sieg, der sichtlich gut für die angeknackste Moral war. Auch nach dem Seitenwechsel agierten die Kölner Spieler weiter harmlos: In der 50. Minute sah die gesamte Hintermannschaft tatenlos zu, wie der Ball vom eingewechselten Blaszczykowski über Großkreutz zu Lewandowski gelangte, der sich mit seinem zweiten Treffer zum 4:0 bedankte. „In erster Linie war es wichtig, gut zu spielen, Chancen herauszuspielen und Tore zu erzielen“, sagte Nationalspieler Mario Götze hinterher zufrieden. Es muss für Fußballer eine Wohltat sein, wenn sie ihrem Tagwerk gänzlich ungehindert nachgehen dürfen. Nur zur Erinnerung: Es waren die Dortmunder, die eine anstrengende Dienstreise nach Griechenland in den Knochen hatten, während sich die Kölner während der Woche ausruhen konnten. Tatsächlich ließ es die Borussia in der Folgezeit ein wenig lockerer angehen, was nicht bedeutete, dass es nichts zu feiern gab: Kapitän Sebastian Kehl durfte sich am Ende auch noch in die umfangreiche Liste der Torschützen eintragen und löste damit eine Bringschuld ein. Sein Sohn habe ihn am Spieltag mit den Worten, „Papa, wenn Du heute kein Tor schießt, brauchst Du gar nicht nach Hause zu kommen“, losgeschickt. Und so widmete der ehemalige Nationalspieler den Treffer seinem Filius. Es war das Erfolgserlebnis Nummer fünf an einem sonnenüberfluteten Herbstnachmittag, den der Meister eindrucksvoll dazu nutzte, deutlich zu machen, dass mit ihm zu rechnen ist.

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