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Schlechte Aussichten. Dortmunds Verteidiger Neven Subotic (li.) und Santana schauen zu, wie Hannovers Didier Ya Konan (Mi.) das Siegtor für die Gastgeber erzielt. Foto: MIS

© MIS

Sport: Dortmund kommt nicht auf die Beine

Der Meister verliert bei Hannover 96 durch zwei späte Tore mit 1:2 und rutscht in der Tabelle weiter ab

Von Christian Otto

Elegant den Ball angenommen, aus der Drehung sofort geschossen, und dann war der schnelle Mann auch nicht mehr aufzuhalten. Didier Ya Konan, lange Zeit verletzt und nur aus personeller Verlegenheit bei Hannover 96 wieder zum Stammspieler befördert, hatte in diesen letzten Schuss all seine Wut und Entschlossenheit gelegt. Sein Siegtreffer in der 89. Minute zum 2:1 (0:0) bestrafte Borussia Dortmund für Nachlässigkeiten in der Schlussphase, die den deutschen Meister einen sicher geglaubten Sieg kosteten. „Es fühlt sich fies an, bis zur 70. Minute in allen Belangen überlegen zu sein und dann am Ende mit leeren Händen dazustehen“, sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp, der mit seinem Team schon bis auf den 11. Tabellenplatz abgerutscht ist.

Nach ihrem Führungstreffer durch den Japaner Shinji Kagawa (63.) hatten sich die vermeintlich favorisierten Dortmunder zu sicher gefühlt und die Vorentscheidung verpasst. Hannover dagegen erzwang einen Sieg in den letzten Minuten, weil Karim Haggui per Kopfball (87.) und eben Stürmer Ya Konan voller Entschlossenheit noch trafen und dabei von zwei Fehlern des Innenverteidigers Neven Su- botic profitierten. „Es spielt für mich keine Rolle, ob das auf der anderen Seite der deutsche Meister ist“, sagte Abwehrspieler Haggui und feierte den Sieg ausgelassen mit seinen Kollegen. Auf der Gegenseite musste Dortmunds Verteidiger Marcel Schmelzer eingestehen, dass er und seine Kollegen sich im Duell mit dem tapferen Herausforderer nicht „so richtig dagegengestemmt hatten“. Sie hatten, das wiederholte ihr Trainer mit verärgertem Unterton, das Spiel noch aus der Hand gegeben. „Eine Erklärung gibt es dafür, denn wir waren zu unkonzentriert. Aber eine Entschuldigung ist das nicht“, meinte Klopp zur vierten Dortmunder Niederlage im sechsten Saisonspiel.

Für zwei Mannschaften, die sich wenige Tage zuvor noch in internationalen Wettbewerben abgemüht hatten, zeigten der Emporkömmling und der Meister einen sehr intensiven Schlagabtausch. Dem Gastgeber hatte es vor 49 000 gut unterhaltenen Zuschauern geholfen, dass 96-Trainer Mirko Slomka Stammspielern wie Sergio Pinto, Konstantin Rausch und Kapitän Steven Cherundolo zunächst eine Verschnaufpause gönnte. Die in der Bundesliga eher unbekannten Ergänzungsspieler Henning Hauger und Moritz Stoppelkamp nutzten ihre Chancen und verlangten den Dortmundern mit ihrer hohen Einsatzfreude alles ab.

Dass Borussen-Trainer Klopp die gesperrten Mario Götze und Sebastian Kehl ersetzen musste, war zunächst nur bedingt aufgefallen. Die Dortmunder setzten ihren Gastgeber ständig unter Druck und besaßen durch Ivan Perisic, Jakub Blaszczykowski und Robert Lewandowski viele gute Torchancen. Aber immer wieder stellte sich ihnen ein Mann in den Weg, der unter prominenter Beobachtung stand. Bundestrainer Joachim Löw verfolgte von der Tribüne aus, was 96-Torhüter Ron-Robert Zieler zu leisten imstande ist. Der 22-Jährige war der gewohnt sichere Rückhalt einer Mannschaft, die angesichts des druckvollen Spiels der Dortmunder kaum Gelegenheit bekam, für ein paar Sekunden einmal ruhig durchzuatmen.

Nach fünf Pflichtspielen ohne Sieg den amtierenden Meister in das Mittelmaß der Tabelle zu schießen, bereitete den hannoverschen Profis viel Vergnügen. „Meine Mannschaft glaubt immer an sich und hat sich heute belohnt“, sagte Trainer Mirko Slomka über eine Partie, mit deren glücklichem Ende für Hannover er selbst nicht mehr gerechnet hatte. Dass der eingewechselte Neuzugang Artur Sobiech wegen eines überharten Einsatzes Sekunden vor dem Abpfiff noch die Rote Karte sah, war leicht zu verschmerzen.

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