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Dortmund - Leverkusen: Leverkusens Blackout von 15 Minuten

Den Rheinländern gelang es gegen Dortmund nicht, aus ihrer drückenden Überlegenheit in der ersten Hälfte Kapital zu schlagen. Dann entdeckten die Gegner ihr Kämpferherz und die Kräfteverhältnisse verschoben sich dramatisch.

Etwas mehr als eine Stunde war in Dortmund gespielt, da fand die seit vielen Jahren in sämtlichen Bundesligastadien geprobte Spottkampagne ihre Fortsetzung: „Nie Deutscher Meister“, schallte es aus der „Gelben Wand“ der Südtribüne. „Ihr werdet nie Deutscher Meister.“ Sie kennen es zur Genüge, ihren unsäglichen Spitznamen Vizekusen und all das Gespött, das damit zusammenhängt. Vielleicht wird es ja tatsächlich so kommen, dass Bayer Leverkusen am Ende dieser Spielzeit mal wieder mit leeren Händen dasteht. 0:3 (0:0) verlor das Team von Trainer Jupp Heynckes das Gastspiel bei Borussia Dortmund und versäumte es somit, an Bayern München vorbeizuziehen.

Es war eine Niederlage, die sich die Rheinländer in erster Linie selbst zuzuschreiben hatten. Weil sie es versäumten, aus ihrer drückenden Überlegenheit in der ersten Hälfte Kapital zu schlagen. Und weil sie in der zweiten Hälfte, als die Dortmunder ihr Kämpferherz entdeckten, nicht energisch dagegenhielten. Zumindest 45 Minuten lang erfüllten die Leverkusener beinahe alle Attribute, die an eine Spitzenmannschaft gestellt werden: Läuferisch stark, mit kluger Raumaufteilung und frappierender Sicherheit am Ball nutzten sie das Spitzenspiel zu einer Demonstration der Stärke. Was fehlte, waren allein die Tore. Der BVB durfte sich beim überragenden Roman Weidenfeller bedanken, dass es zunächst torlos blieb. Zweimal rettete der Torhüter grandios gegen Stefan Kießling, einmal gegen Eren Derdiyok. Und als er nach wunderbarer Ballstafette über Renato Augusto, Kießling und Derdiyok geschlagen war, klatschte der Ball an den Außenpfosten. Dortmund geriet enorm unter Druck, weil die Mannschaft viel zu lethargisch agierte. Trainer Jürgen Klopp tobte an der Seitenlinie.

Es war bis dahin ein Klassenunterschied, das einzige, was die Gastgeber zufriedenstellen konnte, war das Resultat. Was auch immer Jürgen Klopp seinen Spielern in der Pause erzählt hat, es waren die richtigen Worte. Laut sei er nicht geworden, berichtete Klopp: „Ich habe versucht, genau aufzuzeigen, was schief gelaufen ist.“ Konkret: „Wir haben uns zu wenig gezeigt und nach vorne zu unruhig agiert.“

Nach dem Seitenwechsel agierte der BVB wie ausgewechselt

Dortmunds Profis müssen hervorragende Zuhörer sein. Nach dem Seitenwechsel agierten die Männer in schwarz-gelb wie ausgewechselt. Kevin Großkreutz tauchte frei vor René Adler auf, der Nationaltorhüter rettete fantastisch mit dem Fuß. Doch danach geschah es: Ecke Tamas Hajnal, Kopfballverlängerung Patrick Owomoyela, Tor Lucas Barrios. Dortmund hatte das Spiel auf den Kopf gestellt, nun kippte die Partie endgültig. In der 61. Minute erhöhte Barrios nach einem schlimmen Fehlpass von Renato Augusto auf 2:0, es war das 15. Saisontor des Torjägers aus Argentinien.

„Irgendwie haben wir komplett den Faden verloren“, sagte Leverkusens Tranquillo Barnetta. Sein Chef Jupp Heynckes sprach von einem „Blackout von 15 Minuten.“ Die Dinge waren geregelt. „Danach hatten wir nicht mehr die Überzeugung, das Spiel noch drehen zu können“, sagte Heynckes. Tatsächlich hatten die Dortmunder ihre Gegner mit großem Elan so stark beeindruckt, dass jegliche Souveränität aus dem Leverkusener Spiel wich.

Der BVB erzielte sogar noch das dritte Tor durch den eingewechselten Dimitar Rangelow. Entscheidend war das nicht mehr, Leverkusen hatte schon vorher in die Niederlage eingewilligt. Es war ein verrücktes Spiel, in dem sich die Kräfteverhältnisse dramatisch verschoben hatten. „Ist doch schön, dass es so laufen kann“, sagte Dortmunds Kapitän Sebastian Kehl. „Wer hätte nach der ersten Halbzeit denn noch auf uns gewettet?“

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