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Sport: Dortmund versteht seine Spieler nicht

Vom Titel spricht nach dem 0:1 gegen Stuttgart niemand mehr

Dortmund. Man kennt das ja, wenn Matthias Sammer die Augenbrauen hochzieht, die Stirn in Falten legt und sich dann nach vorn beugt: Dann ist meistens Sekunden später ein Donnerwetter fällig. Sonntagabend, als der Trainer von Borussia Dortmund im Presseraum des Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadions auf seinen ehemaligen Torjäger Marcio Amoroso und dessen unnötigen Platzverweis kurz vor Spielende angesprochen wurde, warf sich Sammer mal wieder in Positur. Doch kurz vor Ausbruch des Vulkans zügelte er sich. Er wolle nicht in der Öffentlichkeit den Stab über den Brasilianer brechen, „schließlich bin ich ja selbst oft genug vom Platz geflogen“.

„Endlich besser Fußball spielen“

Im internen Kreis wird die Kritik garantiert wesentlich härter ausfallen. Der BVB hat beim 0:1 gegen Stuttgart nicht nur Amoroso verloren, sondern – was weitaus schwerer wiegt – auch die Punkte. Anstatt die Gunst der Stunde zu nutzen und den Abstand auf die Bayern weiter zu verringern, ist die Distanz auf den Branchenprimus wieder auf acht Zähler gewachsen. Wobei das Auftreten des schwächelnden Meisters erneut Rätsel aufgab. Sportmanager Michael Zorc moniert, die Mannschaft könne „im Moment einfach nicht ihr Leistungspotenzial auf den Platz bringen“. Auch Kapitän Stefan Reuter ist aufgefallen, „dass wir es einfach nicht schaffen, dem Gegner mal unser Spiel aufzuzwingen“. Und weiter: „Wir müssen mehr Ausstrahlung und Selbstvertrauen zeigen.“

Und so wächst in Dortmund die Erkenntnis, dass es mit der Titelverteidigung wohl nichts wird. „Wenn wir so spielen wie heute“, sagte Nationalspieler Torsten Frings nach der Pleite von Stuttgart, „brauchen wir von der Meisterschaft gar nicht zu reden.“ Das sieht Zorc ähnlich. Im Gegensatz zur Winterpause, als der BVB den Bayern noch den Kampf angesagt hatte, „ist das im Moment nicht unser Thema. Wir müssen uns darauf konzentrieren, endlich besser Fußball zu spielen“.

Und dann gegen Real Madrid

Die Dortmunder Führungsriege um Präsident Gerd Niebaum, Manager Michael Meier, Zorc und Sammer wird diese Bringschuld von den wankelmütigen Profis einfordern. Zorc hat schon mal angekündigt, das „ein oder andere Gespräch zu führen“. Nun gelte es, eine Trendwende herbeizuführen. Zumindest kurzfristig ist Besserung in Sicht. Legt man die Erfahrungswerte der vergangenen Wochen zugrunde, dürfen sich die Fans des BVB beim Heimspiel am Sonnabend gegen den VfL Bochum auf einen Sieg als Wiedergutmachung freuen. Allerdings fehlt den Dortmundern dann Sebastian Kehl. Der Nationalspieler laboriert an einem Bänderanriss im linken Sprunggelenk und muss voraussichtlich zwei Wochen pausieren.Dagegen steht Nationalspieler Torsten Frings der Borussia gegen Bochum zur Verfügung. Frings erhielt in Stuttgart nicht die fünfte Gelbe Karte, sondern erst die vierte. Das stellte Dortmund entgegen anders lautenden Statistiken klar. Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) führt Frings nur mit vier Verwarnungen.

Der Terminplan ist für die Dortmunder Borussen keineswegs so gestrickt, dass die zaudernden Stars in Schwarz-gelb ihre dem Bundesligaduell mit Bochum folgende Auswärtsausgabe auf die leichte Schulter nehmen werden. Am 19. Februar müssen sie in der Zwischenrunde der Champions League antreten. Und der Kontrahent heißt dann – Real Madrid.

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