zum Hauptinhalt
Nur rechnerisch ist Dortmund die Schale noch zu nehmen. Macht Werder Bremen den BVB heute schon vor dessen eigenen Spiel zum Meister?

© dapd

Dortmund vor Titelverteidigung: Meister im Zuschauen

Die Bayern treten am Samstagnachmittag, das Rückspiel in Madrid vor der Brust, mit einer B-Elf bei Werder Bremen an. Gewinnen die Bayern nicht, hätte Borussia Dortmund den Titel sicher, ohne einen Ball berührt zu haben.

Jürgen Klopp hat schon mal wesentlich fröhlicher dreingeschaut als zwei Tage vor dem Bundesligaspiel gegen Borussia Mönchengladbach. So sieht doch kein Trainer aus, der kurz davor ist, mit seiner Mannschaft die deutsche Meisterschaft zu erringen. Es sind nicht die sportlichen Perspektiven, die den 44-Jährigen auf der Zielgeraden einer famosen Saison nachdenklich stimmen. Acht Punkte Vorsprung auf die Bayern drei Spieltage vor Toresschluss, das ist ein Polster, auf dem es sich äußerst bequem ruhen lässt.

Was die aufkommende Feierlaune trübt, ist die Ansetzung des 32. Spieltags. Die Deutsche Fußball-Liga hat verfügt, dass die Begegnung des BVB an diesem Samstag im ausverkauften Dortmunder Stadion um 18.30 Uhr angepfiffen wird, zu einem Zeitpunkt also, an dem der Verfolger aus München seine Partie in Bremen bereits absolviert hat.

Und da die Bayern ihr Gastspiel an der Weser wohl als lockeren Aufgalopp für das Champions-League-Rückspiel in Madrid nutzen werden, liegt die Vermutung nahe, der BVB könnte zum Meister gekrönt werden, ohne einen Ball berührt zu haben.

Die ganze Stadt Dortmund beschäftigt sich seit Tagen mit dieser Möglichkeit. Die Vorfreude wächst, geplant wird die nächste große Feierlichkeit in Schwarz-Gelb. Dabei haben sie aus den Erfahrungen des vergangenen Jahres gelernt, als es nach dem Spiel gegen Nürnberg, das die vorzeitige Entscheidung im Titelrennen brachte, im ebenso spontanen wie kollektiven Schunkelchaos zu massenhaft Glasbruch und als Folge davon zu vielen Schnittverletzungen kam. Um dieses Mal von solchen Auswüchsen verschont zu bleiben, wurde im Kernbereich der Innenstadt rund um den alten Markt und den Hansaplatz ein generelles Glasverbot verhängt.

Um solche Präventivmaßnahmen muss sich Jürgen Klopp nicht kümmern. Ihn interessiert die sportliche Zwangslage, in die er und seine Mannschaft geraten könnten. Der Gedanke, die Meisterschaft und damit den Lohn einer langen, entbehrungsreichen Saison ohne den Geruch von Gras und Schweiß als Geschenk dargeboten zu bekommen, ist tatsächlich gewöhnungsbedürftig.

Beim Zweitligisten aus Fürth haben sie so etwas gerade erlebt, Trainer Mike Büskens ist nicht gerade vor Glück explodiert, als er in der Rolle des Statisten zum Aufsteiger gekürt wurde. Mit dem Gedanken, ihn könne Ähnliches erwarten, mag sich der bekennende Wettkampftyp Klopp nicht so recht anfreunden. „Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich am vergangenen Sonntag dafür gesorgt, dass man die Spiele zeitgleich ansetzt, um all dem aus dem Weg zu gehen.“

Klopp wittert die Gefahr, „dass eine ganz schwierige Situation entstehen könnte“. Nicht in erster Linie, weil die Eruption des Jubels deutlich moderater ausfallen dürfte als letztes Jahr, sondern vor allem, weil für die Konkurrenz der Wettbewerb ja weitergeht. Zum Beispiel für den Gegner aus Gladbach, der sich mit Schalke 04 im Wettstreit um die direkte Qualifikation für die Champions League befindet.

Gerade der ungeliebte Reviernachbar wird mit Argusaugen beobachten, wie sehr sich die Dortmunder ins Zeug legen, wenn sie ihrer Profession nachgehen müssen, obwohl sie innerlich schon auf Feiermodus umgestellt haben. Klopp sagt dazu: „Wenn wir es hinkriegen, unbeeindruckt von allem unser Spiel durchzuziehen, wäre das herausragend.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false