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Sport im Sitzen: Zwei E-Sportler duellieren sich.

© dpa

DOSB: Deutschlands mächtige Sportfunktionäre stellen sich gegen E-Sport

Ist E-Sport auch Sport im gemeinwohlorientierten Sinne? Eher nicht, findet der DOSB und hält damit großem wirtschaftlichen Druck stand.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat sich festgelegt. Zumindest ein bisschen. Den E-Sport, kurz: elektronischer Sport, will er nicht unter sein Dach nehmen. Das ist ein Ergebnis der Beratungen einer 25-köpfigen Arbeitsgruppe, das der DOSB zu Wochenbeginn veröffentlichte. Der Dachverband sieht allerdings in elektronischen Sportartensimulationen, die sich eng am eigentlichen Sport orientieren, „für unsere Vereine und Verbände Potenzial für eine Weiterentwicklung“, sagte die DOSB-Vorsitzende Veronika Rücker. Die Tür ist also nicht ganz zu, wenngleich Rücker der Ansicht ist, dass E-Gaming nicht zu dem passe, „was den gemeinwohlorientierten organisierten Sport prägt“.

Der E-Sport-Bund Deutschland (ESBD) kritisiert diese Haltung. „Die Positionierung zeigt, dass es weiterhin kaum Verständnis über die E-Sport-Bewegung gibt“, sagte Präsident Hans Jagnow. „Die wenigen geplanten Maßnahmen binden den organisierten E-Sport nicht auf Augenhöhe ein. Damit stellt man sich an der DOSB-Spitze deutlich gegen die junge E-Sport-Bewegung.“ Der DOSB erteile einem möglichen Aufnahmeantrag durch seinen Verband damit schon jetzt eine deutliche Absage und lehne außerdem die Anerkennung der Gemeinnützigkeit für Vereine mit E-Sport-Angebot ab.

Die Bundesregierung machte sich für das Thema stark

Forciert wurde das Thema durch die Bundesregierung. Die hatte im März – ohne Rücksprache mit dem Sportbund – E-Sport in den Koalitionsvertrag aufgenommen und angekündigt, ihn „vollständig als eigene Sportart mit Vereins- und Verbandsrecht“ anerkennen zu wollen.

DOSB-Präsident Alfons Hörmann wehrte sich, wie im Übrigen auch DFB-Präsident Reinhard Grindel, dagegen und bekräftigte: „Die Frage, ob und inwieweit neue Entwicklungen unter das Dach von Sportdeutschland passen, werden wir aktuell und zukünftig im Sport verantwortungsbewusst und eigenständig klären.“

Damit stellen sich die mächtigsten deutschen Sportfunktionäre gegen eine Branche mit enormen Wachstumszahlen. Auch immer mehr Bundesligaklubs, unter anderem Hertha BSC, haben eigene E-Sport-Abteilungen gegründet, um den wirtschaftlichen Möglichkeiten Rechnung zu tragen. Spannend wird die Frage sein, wie das Internationale Olympische Komitee (IOC) mit dem Thema umgeht. IOC-Präsident Thomas Bach deutete jüngst an, dass er E-Sport durchaus etwas abgewinnen kann. Für Olympia 2020 und 2024 ist E-Sport noch kein Thema. Für danach vermutlich schon. (dpa/Tsp)

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