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Einziger Bewerber. Walter Schneeloch (rechts) will DOSB-Präsident werden und damit Thomas Bachs Nachfolger.

© dpa

DOSB: Wahlkampf ohne Kandidaten

Der DOSB sucht einen Präsidenten – mögliche Bewerber halten sich bedeckt. Am 7. Dezember wird der Nachfolge von Thomas Bach gewählt werden.

Gesucht wird ein „Multitalent“, wie Hans-Peter Krämer sagte. Gefunden hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) bisher nur den 72 Jahre alten früheren Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse Köln. Krämer ist seit Montagabend „amtierender“ DOSB-Präsident und damit der Interimsnachfolger des am Montag von diesem Spitzenamt zurückgetretenen Thomas Bach, der am Dienstag in Lausanne seine Amtsgeschäfte als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees aufnahm. Daheim in Deutschland zeichnet sich derweil noch nicht einmal schemenhaft ab, wer Bach beerben könnte. Krämer, bisher DOSB-Vizepräsident Wirtschaft und Finanzen, wird es auf keinen Fall sein. „Ich stehe niemand auf Dauer im Weg“, sagte er nach der zweitägigen DOSB-Präsidiumssitzung, „ich werde bis zum 7. Dezember das Amt ausfüllen.“ Dann tagt in Wiesbaden die Mitgliederversammlung des DOSB, dann soll, so hat es das Präsidium am Dienstag beschlossen, auch ein neuer Präsident gekürt werden.

Wer könnte das sein? Walter Schneeloch, der Präsident des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen und DOSB-Vizepräsident Breitensport, hat sich zwar selbst ins Gespräch gebracht, gilt aber als chancenlos, so wie Rainer Brechtken. Der Präsident des Deutschen Turner-Bundes hat seine Kandidatur auch nicht ausgeschlossen, anders als Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Ski-Verbandes, oder Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. Hörmann und Prokop könnten aber im Wahlkampf eine wichtige Rolle spielen: als Strippenzieher. So meldete Prokop, hauptberuflich Direktor des Amtsgerichts Regensburg, in einem Schreiben an den DOSB rechtliche Bedenken bei der einstimmigen Bestellung Krämers als Interimspräsident an und bezog sich dabei auf den Paragrafen 17 der DOSB-Satzung. In dem heißt es, dass bei einer „Verhinderung“ des Präsidenten der Vizepräsident für Wirtschaft und Finanzen oder der Generaldirektor die Geschäfte fortführe. „Der Grundsatz der Klarheit ist hier nicht mehr erkennbar“, monierte Prokop, „es kann nur einer sein.“ Einer ist es dann auch geworden, woran letztlich wohl nicht mehr zu rütteln sein wird.

Fest steht nun aber auch, dass am 7. Dezember nicht nur Krämer, der auch bis zum Auslaufen der Wahlperiode Ende 2014 im Amt hätte bleiben können, als Übergangspräsident zurücktritt, sondern auch der neugewählte Präsident des DOSB zunächst nur für ein Jahr gewählt werden kann. Eine Wahl also, die mit Ungewissheiten behaftet bliebe. Und so sagte Krämer am Dienstag nicht zufällig: „Wir sollten nach Möglichkeit einen Präsidenten oder eine Präsidentin finden, der oder die für mehr als eine Amtsperiode zur Verfügung stünde.“ Christa Thiel, der Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes, werden Ambitionen für das Amt an der Spitze dieser fast 28 Millionen Mitglieder starken Organisation nachgesagt. Dazu fällt immer wieder der Name Vesper, der als DOSB-Generaldirektor der engste Vertraute Bachs war. So wie sich Vesper am Dienstag äußerte, möchte er „diese Aufgabe weiter erfüllen“. Er sagte aber auch, dass er eine Kandidatur für die DOSB-Präsidentschaft bisher nicht in aller Form abgelehnt habe. Er verwies auf seine aktuelle Präferenz: „Ich habe eine wichtige Aufgabe und bin gewissermaßen als Manager des Verbandes tätig.“ Als bezahlter Manager, der wohl nicht ohne Weiteres wie etwa Wolfgang Niersbach nebenan beim Deutschen Fußball-Bund mit einer großzügig bemessene Aufwandsentschädigung vom Generalsekretär zum Präsidenten aufsteigen könnte. Im konservativ strukturierten DOSB gilt auch für Spitzenfunktionäre nach wie vor das Prinzip des Ehrenamts. Auch das ist eine Barriere für Vesper oder für Michael Ilgner, den 42 Jahre alten Vorstandsvorsitzenden und Vordenker der Stiftung Deutsche Sporthilfe.

Blieben bei der Präsidentensuche, die demnächst womöglich in die Hände einer Findungskommission gelegt wird, noch externe Kandidaten aus der Politik wie Volker Bouffier, der aber, falls am Sonntag als hessischer Ministerpräsident wiedergewählt, nicht zur Verfügung stünde. Oder Willi Lemke, früher Manager bei Werder Bremen, danach Bildungs-, Innen- und Sportsenator in Bremen und derzeit Sonderberater des UN-Präsidenten für Fragen des Sports. Und natürlich der große Unbekannte. Krämer sagte: „Jeder, der gut beleumundet ist, der das Schreiben und Lesen und die deutsche Sprache beherrscht, der alle sieben Sinne beieinander hat und sportinteressiert ist, kann gewählt werden.“

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