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Sport: Drang zum Angriff

Kristin Silbereisen ist die Hoffnung im Tischtennis

Fast konnte einem Jelena Mocrousow aus dem TischtennisEntwicklungsland Moldawien leid tun. Mit wuchtigen Topspins wurde sie von Kristin Silbereisen von einer Seite des Tisches zur anderen gejagt. Eine Chance hatte sie nicht. Und dennoch ärgerte sich Silbereisen nach ihrem klaren Erstrundensieg im Einzel der Europameisterschaften in Aarhus über einen leicht vergebenen Vorhandschlag. Silbereisen ist sehr ehrgeizig.

Die 20 Jahre alte gebürtige Koblenzerin ist die Kronprinzessin im deutschen Damen-Tischtennis. Blond, aufgeweckt und mit einem extremen Angriffsdrang ausgestattet, leuchtet sie derzeit hervor. Sie wird als legitime Nachfolgerin der mehrfachen Europameisterinnen Nicole Struse und Elke Wosik gehandelt. Beide sind bereits über 30 Jahre alt.

Silbereisen, die vor zwei Jahren ein paar Monate in Berlin gelebt und beim Bundesligisten 3B Berlin mittrainiert hatte, kennt die Erwartungen an sie. Dennoch bleibt sie bescheiden. Auf die Frage, ob sie die Riege der Nachwuchsspielerinnen hinter Struse und Wosik anführt, lacht sie etwas verlegen und sagt: „Schon, aber wie drückt man das aus, ohne arrogant zu klingen?“ Damen-Bundestrainer Tobias Beck sieht das etwas anders: „Ich würde sogar sagen, dass sie manchmal vor den beiden steht. An guten Tagen kann sie außer den Chinesinnen jede schlagen.“

Silbereisen wirkt, als müsse man sich um sie keine Sorgen machen. Sie verfügt über ein gesundes Selbstbewusstsein. Mit ihrem hessischen Akzent spricht sie dann höflich aus, wohin sie will: „In der Weltspitze landen, im Moment sieht es ganz gut aus.“ Im Moment steht sie in der Weltrangliste auf Position 62, in Europa auf 21. Vielleicht hat zu ihrem Selbstbewusstsein auch beigetragen, dass sie kurz vor ihrem 18. Geburtstag von Zuhause ausgezogen ist. „Das Verhältnis zu meinen Eltern hat sich seitdem aber verbessert“, sagt Silbereisen. Zurzeit wohnt die Sportsoldatin mit ihrem Trainer und Lebensgefährten in Busenbach. Beim dortigen Bundesligaklub hat sie für die kommende Saison einen Vertrag unterschrieben.

Disziplin ist für sie nie ein Problem gewesen. „Ich bin öfter in der Halle als andere, ich glaube das ist der entscheidende Unterschied“, sagt Silbereisen. Auch der Bundestrainer kann hier nicht klagen. „Ich muss sie eher bremsen“, sagt Beck. Was sie spielerisch so gut macht, ist ihre exzellente Schlagtechnik. Silbereisen spielt den modernsten Stil im deutschen Team, steht nahe am Tisch und beschleunigt die Bälle mit kurzen Bewegungen. Einzig an ihrer Psyche in entscheidenden Spielsituationen muss sie noch arbeiten. Im Teamwettbewerb konnte sie zweimal hohe Führungen gegen Top-Spielerinnen nicht verwerten. „Das macht eben eine absolute Spitzenspielerin aus, die spielen einfach weiter“, sagt Silbereisen. Heute kann sie in der dritten Runde gegen Mannschaftseuropameisterin Mihaela Steff wieder testen, ob sie diese Erkenntnis schon verinnerlicht hat.

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