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Sport: Drei Verträge auf einmal

Der Transferstreit um Button ist nicht der erste in der Formel 1 – Schumacher und Alesi erging es ähnlich

Es kommt nicht oft vor, dass Bernie Ecclestone seine Meinung ändert. Seit Jahrzehnten versucht der Formel-1-Chef, sein Unternehmen in Sachen Popularität und Professionalität an den Fußball anzugleichen. Seit neuestem erscheint ihm dies nicht mehr so erstrebenswert. „Ich will nicht, dass es in der Formel 1 zugeht wie im Fußball, wo jeder macht, was er will“, sagt Ecclestone. Den Sinneswandel hat Jenson Button herbeigeführt. Der Brite hat sich trotz eines gültigen Vertrags mit seinem Rennstall BAR-Honda mit BMW-Williams auf ein Engagement ab der nächsten Saison geeinigt.

Der Fall Button hat den Motorsport in Aufregung versetzt. Dabei ist auch Bernie Ecclestone durchaus bewusst, dass es nicht Button ist, der auf gültige Verträge keinen großen Wert legt, sondern sein Manager John Byfield. „Wo Manager, viel Geld und Versprechungen ins Spiel kommen, bleibt die Moral schnell auf der Strecke“, sagt Ecclestone. Allerdings war die Formel 1 auch in der Vergangenheit nicht unbedingt ein Hort des moralisch einwandfreien Handelns.

So schloss der Franzose Jean Alesi vor Beginn der Saison 1991 auf Anraten seiner Berater gleich drei Verträge ab: einen bei seinem bisherigen Team Tyrrell, einen bei Williams und einen bei Ferrari, wo er dann am Ende landete. Auch Michael Schumacher kann auf einen Vertragsstreit verweisen. Nachdem er 1991, bei seinen ersten Grand Prix überhaupt, in einem Jordan gesessen hatte, wurde er von seinem Manager Willi Weber blitzschnell zu Benetton transferiert. Der daraus resultierende Streit veranlasste den Motorsport-Weltverband Fia schließlich dazu, das „Contractual Recognition Board“ in Genf einzurichten. In diesem Notarbüro müssen alle Fahrerverträge hinterlegt werden. Dort können sie auf ihre Korrektheit geprüft werden. Dieses Notarbüro kam auch im Fall Button zum Einsatz und bestätigte die Gültigkeit seines Vertrages mit BAR. BMW-Williams zweifelt die Rechtsverbindlichkeit dieser Entscheidung allerdings an – der Fall könnte vor einem ordentlichen Gericht landen.

Auch bei Toyota haben Verträge offenbar keinen hohen Stellenwert. Beim Rennen in Ungarn (Sonntag, 14 Uhr/live bei RTL und Premiere) auf dem Hungaroring wird nicht wie bisher Cristiano da Matta im Auto sitzen, sondern Ricardo Zonta – obwohl Teamchef Tsutomu Tomita noch Ende Mai beim Rennen auf dem Nürburgring eine schriftliche Erklärung abgeben hatte: „Die Gerüchte um einen möglichen Wechsel sind Unsinn, unsere Stammpiloten Panis und da Matta werden auf jeden Fall die Saison zu Ende fahren.“ Letzte Woche wurden zudem Test- und Technik-Chef Norbert Kreyer und Teammanager Ange Pasquali entlassen – völlig überraschend zu diesem Zeitpunkt.

Möglich aber, dass auch Toyota jetzt Opfer dieser Vorgehensweise wird. Jarno Trulli, der sich von Renault getrennt hat und bei Toyota für die kommende Saison praktisch schon als zweiter Fahrer neben Ralf Schumacher feststand, zögert nun offensichtlich. Er sieht plötzlich die Chance, Buttons Platz beim momentan stärkeren BAR- Rennstall einzunehmen.

Dieses Gebaren stößt bei den Chefs der großen Automobil-Hersteller auf Ablehnung. Sie sind um seriöses Auftreten bemüht. So ignoriert BMW-Motorsport-Direktor Mario Theissen schlicht den Transferstreit und ist unerschütterlich davon überzeugt, „dass Button in der nächsten Saison für uns fährt“. Schließlich kann und will er seinem Partner Williams, der die Verhandlungen führt, nicht in den Rücken fallen. Und so wird es wohl darauf hinauslaufen, dass Button BAR verlässt und BMW-Williams eine Ablösesumme zahlt, um den Fall abzuschließen und sein Ansehen zu wahren. So läuft es zumindest im Fußball ab.

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