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Wind von vorn. Ralf Becker hofft auf ein kleines Dresdner Wunder.

©  Eibner/Imago

Dresdens Zweitliga-Relegation gegen Kaiserslautern: „Die beiden wichtigsten Spiele der vergangenen fünf bis zehn Jahre“

17 Spiele ohne Sieg und nun erhöht Dynamos Sportchef Ralf Becker vor der Zweitliga-Relegation gegen Kaiserslautern auch noch ungewollt den Druck.

Dynamo Dresdens Sportchef Ralf Becker weiß um die Bedeutung der Relegationsspiele gegen Kaiserslautern. „Das ist jetzt die alles entscheidende Woche für die Beurteilung der letzten zwei Jahre“, sagte er vor dem Hinspiel am Freitag (20.30 Uhr/Sat 1 und Sky). „Wir haben uns klare Ziele gesetzt. Da sind manche Dinge gut aufgegangen, manche sind schwierig verlaufen.“

Dazu zählt zum Beispiel die Rückrunde. 17 Partien in Folge konnte der Fußball-Zweitligist nicht gewinnen. Dazu kamen teilweise katastrophale Auftritte, in denen die Mannschaft das vermissen ließ, was im Abstiegskampf eine Grundvoraussetzung ist. „Diese Rückrunde können wir nicht mehr ändern“, schätzte Trainer Guerino Capretti nun ein. Mit zehn sieglosen Spielen hatte er einen erheblichen Anteil an der Negativ-Serie. Die Kritik an ihm wurde nach der 0:1-Niederlage zuletzt im Sachsenderby gegen Erzgebirge Aue nicht gerade leiser. Es gab nicht wenige kritische Fans, die für die Spiele gegen Kaiserslautern einen Relegationstrainer forderten.

Auch zwei ehemalige Dynamo-Kapitäne meldeten sich zu Wort und kritisierten den Trainer sowie die sportliche Führung. Thomas Hübner, Kapitän der Dresdner Aufstiegsmannschaft, die 2011 die Relegation gegen den VfL Osnabrück gewann, schrieb auf Twitter: „Bitter was so einige Entscheidungsträger da mit dem Verein machen. Der Trainer ist der Situation nicht gewachsen und an wem sollen sich die Spieler aufrichten, wenn sie intern in der Kabine selber über den Trainer lachen. Traurig.“

Marco Hartmann, der von 2016 bis 2020 die Binde trug, äußerte sich im Gespräch mit dem Mitteldeutschen Rundfunk zur aktuellen sportlichen Situation. Er habe sich über die Verpflichtung Caprettis Anfang März gefreut, habe aber bereits da „ein paar Probleme gesehen“. Der 34-Jährige sagte: „In Verl hat er von hinten heraus einen sehr mutigen Fußball gespielt. Bei Dynamo in der Situation, Abstiegskampf, ist das aber schwierig. Was er in Verl hat spielen lassen, konnte er nicht eins zu eins auf Dynamo transferieren.“ Das habe bei ihm dann ein paar Fragezeichen aufgeworfen.

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Doch Becker bekannte sich stets zu seinem Trainer. Am Mittwoch machte er das noch einmal deutlich. „Wir wissen, dass Fußball ein Ergebnissport ist", sagte er. „Aber ich habe nie einen Zweifel gelassen, dass ich von Rino als Cheftrainer und seinen Qualitäten total überzeugt bin.“

Ein erneuter Trainerwechsel stand also anscheinend nie zur Disposition. Den Unmut einiger Fans könne Becker dennoch verstehen. „In den vergangen 24 Monaten mussten wir leider 18 Monate ohne Fans spielen. Das waren erfolgreiche Monate. Seitdem die Fans wieder da sind, werden sie Woche für Woche ergebnistechnisch enttäuscht. Das macht etwas mit den Fans.“

Auch finanziell wäre der Klassenerhalt für Dynamo von großer Wichtigkeit

Doch noch habe Dynamo alle Chancen, das gesteckte Saisonziel zu erreichen. „Wenn wir den Klassenerhalt packen, dann werden wir in den nächsten Jahren eine gute und erfolgreiche Zeit haben“, prophezeit Becker, der bei einem Abstieg vertragslos wäre. Erste Gespräche mit dem Aufsichtsrat hat es gegeben, eine Einigung nicht. „In den nächsten sieben Tagen haben wir die beiden wichtigsten Spiele der vergangenen fünf bis zehn Jahre vor uns. Alles andere spielt jetzt mal keine Rolle“, erklärte der Sportchef, der damit trotzdem ungewollt auch den Druck auf Trainer und Spieler erhöht. Auch Caprettis Vertrag gilt nur für die Zweite Liga.

Das Duell gegen Kaiserslautern ist aber nicht nur von sportlicher Bedeutung. Sowohl für den Zweitligisten als auch für den Gegner aus der Dritten Liga geht es in den beiden Partien um sehr viel Geld. Ein Abstieg würde Dynamo finanziell sehr treffen.

Bereits am Mittwochnachmittag ist die Mannschaft in Richtung Kaiserslautern gestartet. Wo genau das Flugzeug gelandet ist, wollte Capretti genauso wenig verraten wie den Ort des Hotels. „Wir haben einen Ort gefunden, wo wir unsere Ruhe haben“, sagte er.

Timotheus Eimert

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