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Olympische Sommerspiele 2008

© AFP

Dressur-Seriensieger: Goldene Pirouette

Die deutschen Dressurreiterinnen sind erneut Mannschafts-Olympiasieger. Isabell Werth, Nadine Capellmann und Heike Kemmer konnten im zweiten Teil des Grand Prix den Angriff der Niederländer erfolgreich abwehren.

Zum Schluss hing alles an Isabell Werth. Doch die letzte Reiterin des deutschen Dressurteams bewahrte die Nerven, absolvierte die Pirouetten und Traversalen der schwierigen Grand Prix Spezial Prüfung fehlerfrei – und gewann Gold für ihr Team. So leicht und selbstverständlich, wie Werths Ritt aussah, so unsicher war der Sieg der Deutschen bis zuletzt. Denn deren stärkste Konkurrenten, die Niederländer, waren dem deutschen Team dicht auf den Fersen.

Dass es am Donnerstagabend vor allem um das Duell zwischen den beiden Nachbarländern ging, war im Reitstadion deutlich zu erkennen: An der kurzen Seite des rechteckigen Dressurvierecks, gekleidet in grell orangefarbene T-Shirts, fand sich die niederländische Fangemeinde. Die Deutschen mit ihren schwarzrotgoldenen Fähnchen saßen an der langen Seite.

Nachdem die Deutsche Heike Kemmer bereits am Mittwoch einen tadellosen Ritt gezeigt hatte, waren nun ihre Mannschaftskolleginnen Nadine Capellmann und Isabell Werth gefragt. Mit ihrem Pferd Elvis gelang Capellmann eine gute Vorstellung, die von den Richtern – nicht gerade großzügig – mit 70,083 Prozentpunkten bewertet wurde. Die Aachenerin, Weltmeisterin 2002, ritt konzentriert ein, ihr Fuchs Elvis benahm sich tadellos und würdigte die große bunte Videowand keines Blickes.

Ganz gelassen begann das Paar die Prüfung. Allerdings kam Elvis beim starken Trab aus dem Takt. Dabei soll das Pferd schneller und vor allem raumgreifender laufen – und möglichst im Rhythmus bleiben. Auch bei den beiden Piaffen hob Elvis die Beine nicht ganz im Takt. Über die relativ niedrige Benotung durch die Richter sagte Capellmann: „Das ist nun mal so bei Olympia, das weiß man vorher. Aber ich habe meine Hausaufgaben gemacht, mein Pferd ging viel besser als noch vor drei Wochen in Aachen.“

Einzig die Streichmusik dudelte

Die Führung der deutschen Equipe, nach dem Ritt von Capellmann bereits auf zwei Prozentpunkte geschrumpft, hielt jedoch nur bis zum Ritt der gefürchteten Konkurrentin aus den Niederlanden, Anky van Grunsven.

Mucksmäuschenstill war das Stadion, als die Niederländerin einritt, einzig die Streichmusik dudelte leise aus den Lautsprechern, der schwarze hannoversche Wallach Salinero glänzte vor Schweiß. Er ging sehr korrekt, vor allem die schweren Lektionen Piaffe, Passagen und die Übergänge zwischen beiden, gelangen fehlerlos.

Bei der Piaffe trabt das Pferd auf der Stelle. Dies soll möglichst so aussehen, als schwebe das Tier kurzzeitig über dem Boden. Die Übung muss schwungvoll sein und darf nicht ruckartig wirken. Kein Problem für Salinero und van Grunsven. Einzig bei der letzten Aufstellung zum Gruß der Richter trippelte der Wallach nervös hin und her, das gibt normalerweise Abzüge. Diesmal nicht: Das Paar erreichte eine hohe Wertung von 74,750 Prozentpunkten und verdrängte Deutschland damit auf den zweiten Platz. Nun hing alles an Deutschlands letzter Reiterin, der vierfachen Olympiasiegerin Isabell Werth und ihrem Pferd Satchmo, die erst am späten Abend startete.

Und Werth, nun sechsfache Olympiasiegerin profitierte von ihrer Turniererfahrung. Konzentriert und ruhig absolvierten sie und Satchmo alle Lektionen fehlerfrei und verwiesen die Niederlande auf den zweiten Platz.

Beim Duell Deutschland-Niederlande waren die anderen Mannschaften schnell nur noch Staffage. Die drei Dressurreiter aus den USA, erfolgreich in den olympischen Wettbewerb gestartet und trainiert vom früheren deutschen Bundestrainer Klaus Balkenhol, hatte sich zunächst Hoffnungen auf eine Bronzemedaille gemacht, patzten aber im Viereck. Vom schlechten Abschneiden der USA profitierten hingegen die Dänen. Das Team um Nathalie von Sayn-Wittgenstein, die Nichte der dänischen Königin, gewann die Bronzemedaille.

Nikolaus Schmidt[Hongkong]

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