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© dpa

Dritte Liga: Stürmen bis zur Pleite

Die Dritte Liga sieht sich zum Start ihrer zweiten Saison immer noch deutlich benachteiligt

Berlin - Engelbert Kupka freut sich auf die heute beginnende zweite Saison der Dritten Fußballliga, trotz allem. „Wir freuen uns immer, wenn wieder Fußball gespielt wird“, sagt der Präsident der SpVgg Unterhaching. „Aber wenn man ein Baby in die Welt setzt, entstehen auch Unterhaltskosten.“ Die Dritte Liga ist eine Liga, über die es meist „Ja, aber“ heißt. Ja, in den Klubs ist man durchaus zufrieden mit der ersten Spielzeit in der neu geschaffenen Klasse – was die sportliche Qualität und die Zuschauerzahlen angeht. Es kamen im Schnitt 5587 Fans, das sind gut 1500 mehr als in den vormaligen Regionalligen Nord und Süd. Und ja, die mediale Präsenz besonders samstags in der Sportschau vor den Bundesligaspielen sei auch ein Erfolg.

Doch nein, überleben könne man in dieser Liga finanziell eigentlich nicht. Dabei erhalten die Drittligisten in dieser Saison mehr als 30 Prozent mehr Fernsehgeld als in der vergangenen. Das sind aber nur 800 000 Euro statt vorher 590 000. Eine Liga höher gibt es 3,7 Millionen bis sieben Millionen Euro. Engelbert Kupka sagt, man brauche in der Dritten Liga 1,8 Millionen Euro, um „die Grundlast zu tragen“. Einen Großteil des Fernsehgeldes geben die Klubs für die Organisation des Spielbetriebs und ihre bundesweiten Reisen aus.

Dabei sind auch in der Dritten Liga die Anforderungen an die Infrastruktur hoch, der Deutsche Fußball-Bund (DFB) schreibt unter anderem ein Stadion mit Platz für 10 000 Zuschauer und Rasenheizung sowie ein Leistungszentrum vor. Deshalb will niemand in dieser Liga bleiben, deren Qualität auch in ihrer Spannung liegt. Von Zweitliga-Absteiger FC Ingolstadt bis zum finanziell sehr gut ausgestatteten Aufsteiger Holstein Kiel gibt es zehn Teams, die sich Hoffnungen machen, der Dritten Liga zu entrinnen. Jeder will raus, jeder investiert, jeder gibt noch mehr als der Konkurrent aus. „Die Idee der Dritten Liga ist richtig“, sagt Klub-Präsident Kupka. Doch von vornherein „Gehaltsverzicht der Profis als Gestaltungsmittel für den Lizenzerhalt“ einzuplanen, könne nur ins Verderben führen. Kupka sagt deutlich, was nahezu alle in der Liga denken. Die meisten Klubs machen kontinuierlich Minus, und das Risiko ist hoch: In der vergangenen Saison kämpfte Kickers Emden lange um den Aufstieg, jetzt ist der Klub freiwillig abgestiegen, und zwar statt in die Regionalliga gleich bis in die Oberliga.

Denn in den Regionalligen sind noch viel mehr Teams präsent, die als unattraktive Gäste schon in der Dritten Liga nicht gern gesehen sind: Die zweiten Mannschaften der Erst- und Zweitligisten. 21 Reserveteams spielen in den drei Staffeln, in der Dritten Liga sind es vier. Das war auch die vereinbarte Höchstgrenze für die erste Saison, die nun weggefallen ist. Traditionsklubs wie Eintracht Braunschweig, Dynamo Dresden oder Kickers Offenbach sähen es gerne, wenn die Nachwuchsteams eine eigene Runde spielten und so Platz für mehr Klubs mit Geschichte und einem Namen entstünde – beim DFB wird zumindest über eine feste Höchstgrenze nachgedacht.

Viel ändern an den grundsätzlichen Problemen würde das nicht. „Wir führen eine Strukturdebatte“, sagt Engelbert Kupka, in der die Dritte Liga keine Lobby in den Verbandsgremien habe. „Die Vorstellung, dass junge, pausbäckige deutsche Spieler hier den Fußball nach vorne bringen, geht so nicht auf.“

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