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Drogenaffäre Phelps: Party ohne Kater

Cannabis steht auf der Dopingliste, allerdings nur für den Wettkampf. Der amerikanische Schwimmer Michael Phelps muss daher keine Sperre befürchten

Berlin - Der Goldrausch, so scheint es, hat selbst bei Michael Phelps nachgelassen, nach zuletzt acht goldenen Medaillen bei den Olympischen Spielen in Peking, einer einmaligen Leistung. Bei einer Studentenparty im November an der Universität South Carolina rauchte er Cannabis mit einer Wasserpfeife, das zeigt ein Foto der britischen Boulevard-Zeitung „News of the World“. „Es tut mir leid“, schreibt der 23 Jahre alte amerikanische Schwimmer jetzt in seinem Internet-Blog, „ich verspreche meinen Fans und der Öffentlichkeit – es wird nie wieder vorkommen.“

Damit hat Phelps auch die Adressaten angesprochen, die ihm das Cannabis-Rauchen übelnehmen könnten. In der Angelegenheit geht es in erster Linie um seinen Ruf, nicht um seine sportliche Karriere. Für die hat Phelps nichts zu befürchten. Der Cannabis-Wirkstoff THC steht zwar auf der Dopingliste, verboten ist er aber nur im Wettkampf. Dopingkontrollen im Training werden daher in der Regel gar nicht auf THC untersucht. Den Kontrolleuren wäre der Konsum bei Phelps nicht aufgefallen – einem Fotografen ist er es.

Cannabis hat eine enthemmende Wirkung, Snowboardfahrern etwa kann es helfen, sich mit höherem Risiko ins Tal zu stürzen. Die Welt-Anti -Doping-Agentur hat den Wirkstoff auch aus ethischen Gründen auf die Liste der verbotenen Substanzen gesetzt. Sie will einen drogenfreien Sport, außerdem zeuge es nicht von Respekt gegenüber Gegnern und Publikum, bekifft an den Start zu gehen.

Im Fall von Phelps ist Doping jedoch weit weg, diesmal jedenfalls. Ansonsten verfolgen ihn Gerüchte, seitdem er seinen Gegnern davonschwimmt und einen Weltrekord nach dem anderen aufstellt. Nachgewiesen wurde Phelps nie etwas, und er selbst hat stets beteuert, sauber unterwegs zu sein. Zudem hatte sich Phelps einem Kontrollprogramm der amerikanischen Anti-Doping-Agentur Usada angeschlossen. Das „Project Believe“ soll seine Glaubwürdigkeit erhöhen, indem er häufiger als andere Spitzenathleten getestet wird, gerade auch auf besonders wirksame und schwer nachweisbare Substanzen wie das Wachstumshormon. Die Usada erwägt nun jedoch, Phelps aus dem Programm zu streichen.

„Ich bin 23 Jahre alt und trotz des sportlichen Erfolgs habe ich mich unreif und unangemessen verhalten, nicht so, wie es die Leute von mir zu erwarten haben“, schreibt Phelps. Das ist ihm schon das zweite Mal in diesem Ausmaß passiert. 2004 war er mit Alkohol am Steuer erwischt und zu einer Bewährungsstrafe von 18 Monaten verurteilt worden.

Auf den ersten Blick erinnert Phelps’ Kifferei an Jan Ullrich im Jahr 2002. Der deutsche Radprofi war damals bei einer Dopingkontrolle mit Amphetaminen aufgefallen. Er gab hinterher zu, in der Disco zwei Tabletten einer Partydroge geschluckt zu haben. Ullrich wurde sechs Monate gesperrt.

Ob Phelps nach seinem Drogenkonsum Fans verliert, ob ihm Werbeverträge gekündigt werden, das sind die Fragen, die bleiben. Nach den Spielen von Peking hatte er Sponsorenverträge abgeschlossen, die ihm mehrere Millionen Dollar einbringen sollen. Immerhin hat Phelps schon Rückendeckung von hoher Instanz bekommen, vom Internationalen Olympischen Komitee. „Wir haben keinen Grund, an seinem Willen zu zweifeln, sich in Zukunft wie ein Vorbild verhalten zu wollen“, teilt das IOC mit.

Mit sportlichen Erfolgen wird Phelps wohl erst im Sommer wieder auf sich aufmerksam machen. Seit Peking hat er keinen Wettkampf bestritten. Im Juli will er wieder der lächelnde Sieger sein, bei den Weltmeisterschaften in Rom.

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