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Foto: p-a/dpa

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Sport: Drohkulisse Amerell

Die DFB-Spitze streitet sich über den Umgang mit dem früheren Schiedsrichter

Berlin - Die Affäre um die mögliche Steuerhinterziehung von Spitzenschiedsrichtern entzweit offenbar die Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Nach Informationen aus Verbandskreisen hat DFB-Präsident Theo Zwanziger einen seiner Stellvertreter, Rainer Koch, zum Rapport bestellt. Grund ist ein Treffen Kochs mit dem früheren Schiedsrichter-Obmann Manfred Amerell, über das er Zwanziger erst im Nachhinein informiert hat. Koch dementiert das Treffen nicht, weist aber eine Kumpanei mit Amerell zurück. „Ich habe im Interesse des DFB gehandelt“, sagte Koch dem Tagesspiegel, ohne auf Einzelheiten eingehen zu wollen. „Alle Unterstellungen, die mir gemacht werden, sind nicht richtig.“

Amerell erklärte am Dienstagabend auf Nachfrage: „Ich war bei Rainer Koch, weil er vor kurzem zum Präsidenten des Süddeutschen Verbands gewählt worden ist.“ Hintergrund des Besuchs war nach Amerells Aussage eine Anzeige, die der frühere Schiedsrichter-Obmann des DFB im April 2010 bei diesem Regionalverband eingereicht hatte. Darin beschuldigt er den früheren Fifa-Schiedsrichter Michael Kempter, der Amerell sexuelle Nötigung vorgeworfen hatte, bei einer Leistungsprüfung auf Bezirksebene betrogen zu haben. „Der Süddeutsche Verband hat sich bis heute nicht mit dieser Anzeige befasst. Ich habe Herrn Koch klargemacht, dass ich mir die Verzögerungstaktik nicht mehr gefallen lasse“, sagte Amerell. Der Süddeutsche Verband ist für Kempter zuständig.

Nun hat Amerell mit seinem Insiderwissen die Steuerfahndung auf mögliche Betrügereien von Schiedsrichtern bei der Abrechnung von internationalen Spielen aufmerksam gemacht – dabei soll auch Geld vom Weltverband Fifa auf Konten in Liechtenstein und der Schweiz überwiesen worden sein, welches wohl nicht bei den Steuerbehörden angegeben wurde. Vergangene Woche gab es Razzien und Untersuchungen bei mehr als 20 deutschen Referees. Eine Hausdurchsuchung fand offenbar auch bei Kempter statt. Amerell beobachtete die Aktion vor dessen Haustür.

Der DFB und Amerell haben sich mit gegenseitigen Anzeigen überzogen – der DFB, um den Tippgeber Amerells in der Justiz zu finden; Amerell, weil er glaubt, dass einer von Kempters Anwälten vom DFB bezahlt wurde. Koch scheint nun zwischen die Fronten zu geraten. Er will sich auf der nächsten DFB-Präsidiumssitzung am 2. Dezember erklären. Der Verband wollte sich auf Nachfrage nicht zu den „internen Vorgängen“ äußern.

Das Verhältnis zwischen Koch und Zwanziger gilt in DFB-Kreisen als zerrüttet. Koch hatte im Zuge der Amerell-Affäre die Verantwortung fürs Schiedsrichterwesen abgegeben, nachdem er nicht umgehend von den Vorwürfen Kempters informiert worden war, sondern Zwanziger. Diesen Bereich verantwortet mittlerweile Zwanziger selbst. In der Steuer-Affäre gibt sich der Jurist Zwanziger betont optimistisch: „Ich gehe davon aus, dass bei den allermeisten Fällen eher wenig bis überhaupt nichts herauskommen wird.“

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