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Sport: Druck pur, Glück pur

Wasserspringerin Maria Kurjo fährt zu Olympia.

Berlin - Die Geschichte von Maria Kurjo ist noch immer eine besondere. Am 26. Februar 2010 war die 23 Jahre alte Sportsoldatin beim Rostocker Springertag im Turmtraining beim Dreieinhalb-Delphinsalto mit dem Kopf an die Plattform geschlagen und bewusstlos ins Wasser gefallen. Lutz Buschkow, der Sportdirektor des Deutschen Schwimmverbands, sprang ins Becken und zog sie raus. Die Ärzte diagnostizierten eine Gehirnerschütterung und eine Platzwunde. Zwei Tage blieb Kurjo auf der Intensivstation, wusste schon da: Aufhören aus Angst würde kein Thema für sie sein. Bald darauf trainierte sie wieder und einen Monat nach dem Unfall bestritt sie wieder einen Wettkampf.

2011 wurde Maria Kurjo EM-Dritte vom Turm, vor kurzem wiederholte sie dieses Resultat in Eindhoven. Der verhängnisvolle Sprung 407 C, jener Delphinsalto, ist längst wieder Teil ihrer Wettkampfserie. Beim Finale der deutschen Meisterschaft am gestrigen Sonnabend in Berlin war er mit 81,60 Punkten der von den Juroren am besten bewertete der Konkurrenz. Dass Kurjo diese vor Nora Subschinski mit gut fünf und Christin Steuer aus Riesa mit 15 Zählern Vorsprung gewann, sicherte ihr das Olympiaticket für London, wo maximal zwei Athletinnen je Land starten. Im Dreikampf der Favoritinnen blieb Steuer auf der Strecke, kann sich aber damit trösten, dass sie mit Subschinski als Turm-Synchronpartnerin qualifiziert ist.

Für Maria Kurjo war der Dreifach-Wettkampf – je fünf Sprünge Vorkampf, Halbfinale, Finale – psychischer Druck pur. Nicht wegen des Delphinsaltos, sondern weil es ihre einzige Chance war, Olympia zu erleben. Im Finale setzte Kurjo auf Angriff, sprang elegant und riskant und hatte keinen Aussetzer. Nur beim zweieinhalbfachen Rückwärtssalto gehechtet ganz am Ende wackelte sie ein wenig. Der Jubel bei Trainer Jan Kretzschmar war nachhaltig, die Tränen bei Kurjo reichlich.

„Das war nicht einfach, weil es Marias einzige Chance war“, sagte Trainer Kretzschmar. „Unter Druck hat sie nach ein paar Vorkampf-Problemen eine souveräne Leistung gezeigt. Davor ziehe ich den Hut, gerade bei der Vorgeschichte. Wer das bewältigt und daraus gefestigter denn je hervorgeht, der ist ein starker Charakter“, sagte Kretzschmar. „Dass man mir Willensstärke nachsagt, habe ich auch schon gehört“, kommentierte die Hauptgefreite Kurjo, die zudem Teilzeitstudentin der Psychologie an der Humboldt-Universität ist. Nach Druck pur folgte bei ihr erst mal Glück pur: „Weil Olympia das Höchste schlechthin für einen Sportler ist.“

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