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Sport: „Du siehst den Ball und dann – bumm“ Handball-Legende Andreas Thiel über die Angst der Torhüter

Herr Thiel, Deutschland ist nicht Handball Weltmeister geworden. Schuld daran war der kroatische Torwart Vlado Sola, der im Finale jeden Ball gehalten hat.

Herr Thiel, Deutschland ist nicht Handball Weltmeister geworden. Schuld daran war der kroatische Torwart Vlado Sola, der im Finale jeden Ball gehalten hat.

Das ist Blödsinn. Der hat zwei Siebenmeter abgewehrt, okay, aber alle präzisen Bälle flogen ins Tor. Oder, leider, an den Pfosten.

Das hat richtig gekracht. Wie schnell fliegt der Ball auf einen Handball-Torwart zu?

Na, das sind so 120 oder 130 Kilometer pro Stunde. Bei der Weltmeisterschaft haben manche sogar noch härter geschmissen.

Kriegt man da als Torwart keine Angst?

Ach was, damit wächst man auf. Wenn man sich immer mit einer Sache beschäftigt, dann vergisst man die Angst.

Auch wenn ein Stürmer auf einen zuspringt und mit voller Wucht auf den Kopf wirft?

Gut, manchmal ist der Ball so schnell, da kriegst du den Kopf nicht weg. Beim Siebenmeter schafft man es nicht einmal, die Augen zu schließen. Da sieht man den Ball kommen und denkt: Gleich macht es bumm!

Oje.

So weh tut das gar nicht. Meist brummt nur der Schädel. Schlimm wird es, wenn die Nase bricht. Mir ist mal die Netzhaut am Auge gerissen, das musste operiert werden.

Und Sie haben alles einfach ertragen?

Ich stand im Handballtor, seitdem ich 14 Jahre alt war. An mir sind schon viele schnelle Bälle vorbeigeflogen. Mein erstes Handballspiel habe ich 8:39 verloren.

Trotzdem sind Sie nicht ins Feld gewechselt?

Warum sollte ich? Als Torwart kann man mehr zum Erfolg eines Teams beitragen. An dir entscheidet sich das Spiel, du hast viel zu tun. Heute ist das Spiel noch schneller, da kriegst du dauernd was auf die Kiste.

Und dann kann man sich so profilieren wie der Kroate im WM-Finale…

Genau. Selbst wenn man eine Halbzeit lang schlecht spielt – zum Schluss musst du nur zwei oder drei entscheidende Dinger halten. Dann sagen alle: Danke, gutes Spiel.

Das Gespräch führte Robert Ide.

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