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Stefan Maierhofer brachte Duisburg mit seinem kuriosen Tor zum 1:0 auf die Siegerstraße.

© Reuters

Duisburg im Pokalfinale: Schweiß, Blut und Träume

Der MSV Duisburg feiert nach dem Pokalkampf gegen Energie Cottbus den Finaleinzug – und denkt schon an höhere Aufgaben.

Als nach dem Abpfiff im Duisburger Stadion das kollektive Chaos losbrach und die weiß-blaue Seligkeit vom Rasen auf die Tribüne und wieder zurück schwappte, behielt einer die Übersicht: Er kam aus dem Betreuerstab des MSV Duisburg und schleppte einen großen Pappkarton auf den Platz. In aller Ruhe verteilte der Mann T-Shirts, auf der die Nachricht verkündet wurde, die eine ganze Stadt in einen Glückstaumel versetzte: Der Traditionsklub von der Wedau wird sich mit seinem gesamten Anhang auf den Weg nach Berlin machen, um am 21. Mai im Olympiastadion das Pokalfinale gegen den FC Schalke 04 zu bestreiten.

Als der Jubel verklungen war, sagte Duisburgs kroatischer Trainer Milan Sasic: „Dies ist ein Tag, der in den Büchern des MSV aufgeschrieben wird.“ Bis es so weit war, und der vierte Einzug ins Pokalfinale feststand, hatte die Mannschaft im heimischen Stadion jedoch eine wirklich harte Prüfung bestehen müssen. Am Ende hieß es 2:1 (1:0) und nur mit einer Menge Fortune überstanden die Duisburger eine Schlussphase, die an Wucht und Dramatik alles bot, was man sich von einem Pokalspiel erträumen kann.

Duisburg hatte sich mit purer Leidenschaft und hohem läuferischen Engagement den 2:0-Vorsprung durch Stefan Maierhofer und den überragenden Kapitän Srdjan Bajlak erkämpft und nichts deutete darauf hin, dass die harmlosen Cottbuser sich ernsthaft zur Wehr setzen würden. Doch dann kippte das Spiel in einem einzigen Moment komplett und wurde zum Krimi mit hohem Erinnerungsfaktor: Duisburgs Bruno Soares hatte seinen Gegenspieler im Strafraum umgerissen und sah dafür Rot, für das Finale ist er gesperrt. „Bis dahin“, dozierte Sasic kopfschüttelnd, „haben wir eine sehr souveräne, sehr kontrollierte Mannschaft gesehen. Und dann wird ein ganzes Spiel auf den Kopf gestellt.“ Nils Petersen nutzte den Strafstoß zum Anschlusstreffer, MSV-Keeper David Yelldell rettete mehrmals in höchster Not. Ein dramatisches Ende.

Passend zum Ereignis wählte Torschütze Maierhofer Worte, deren Pathos der Bedeutung des Augenblicks gerecht werden sollten: „Charakter, Gemeinschaft, Zusammenhalt – diese Dinge haben uns bis zur 94. Minute überleben lassen.“ Und auf seine dick geschwollene Lippe angesprochen, die er sich bei einem Zweikampf zugezogen hatte, sagte der lange Österreicher: „Schweiß und Blut gehören dazu, wenn du Großes erreichen willst.“ Später sagte der 28-Jährige, er wünsche sich die Bayern als Endspielgegner, „denn wenn du in der nächsten Saison international spielst, ist das Ganze hier in den nächsten Jahren gesichert.“

Da aber nicht der FC Bayern sondern Schalke 04 der Endspielgegner ist, muss Duisburg das Finale vermutlich gewinnen, um ganz sicher in den Europapokal einzuziehen. Geschäftsführer Roland Kentsch hält den Erfolg für unheimlich wichtig: „Wir brauchen dringend mehr Selbstbewusstsein für diese Stadt Duisburg, um sich davon zu befreien, was hier im letzten Sommer passiert ist.“ Kentsch meint damit das Trauma der Loveparade, als bei einer Massenpanik 21 Menschen gestorben waren. Aber auch wenn man die Tragweite des Erfolgs im Pokalwettbewerb nicht in dieser Form überhöhen will, bleibt die Bedeutung beträchtlich. Auch, weil durch den Pokalerfolg 6,5 Millionen Euro in die leeren Kassen des Tabellensechsten der Zweiten Liga gespült wurden.

Duisburg fühlt sich auf Dauer zu Höherem berufen. „Wir haben hier das Umfeld, in der Ersten Liga zu spielen“, sagt Kentsch: „Das muss nicht diese oder in der nächsten Saison sein, aber irgendwann muss dieser Verein wieder nach oben.“

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