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Andere Bilder des Eishockeys. Die Ausgaben von Dump & Chase.

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Dump & Chase: Zeit für Eishockeyromantik

Das etwas andere Eishockeymagazin schreibt interessante Geschichten über eine Sportart, die noch nicht auserzählt ist.

Das Titelbild ist schon eine Ansage. Auf der aktuellen Ausgabe vom April schaut Andrea Lanzl, Eishockey-Rekordnationalspielerin, den Lesern und Leserinnen tief ins Auge. Andere Publikationen zu dieser Sportart haben es in Jahrzehnten noch nicht geschafft oder sich getraut, eine Spielerin so prominent zu präsentieren. Dieser Mut spricht schon mal für „Dump & Chase“, denn an sich sollte so ein Coverstar in der von männlichen Stars dominierten Szene nicht unbedingt verkaufsfördernd am Kiosk sein. Es ist davon auszugehen, dass nicht alle Eishockeyfans wissen, wer Andrea Lanzl ist. Und erst recht nicht wissen, dass sie nun mehr Länderspiele als Rekordler Udo Kießling bei den Männern hinter sich hat. 

Im zweiten Jahr gibt es nun „Dump & Chase“, ein 100 Seiten dickes Eishockeymagazin, das in der deutschen Szene dieser Sportart gefehlt hat. Im April ist die siebte Ausgabe herausgekommen, in der mutigen Druckauflage von 20.000 Exemplaren. Aber vielleicht ist das alles gar nicht so mutig, nicht mal das Lanzl-Cover. Denn das Heft zeigt die Sportart optisch von einer neuen Seite, so wie es irgendwie eben nur im Printmagazin geht.

Die Fotos sind gerade zu sensationell gut, das Magazin hat einen eigenen Fotografen. Die Themen sind gut gewählt, weit abseits vom üblichen Tamtam in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) oder der National Hockey League (NHL). Eben in der aktuellen Ausgabe so etwas wie das Lanzl-Interview, ein Bericht über Eishockey aus Spanien, eine Geschichte über Bärte in der NHL und ein Besuch der Eishockeykultstätte im Ambri-Piotta.

Rekordnationalspielerin auf dem Titel. Andrea Lanzl auf dem Cover der aktuellen Ausgabe.
Rekordnationalspielerin auf dem Titel. Andrea Lanzl auf dem Cover der aktuellen Ausgabe.

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Mitunter könnten die schön ausführlichen Geschichten etwas kritischer aufgeschrieben sein, so etwa eine frühere Titelstory zum Thema „Smalltown Hockey“ in der DEL. Insgesamt hat mancher Text noch Potenzial nach oben, wobei auch renommierte Autoren wie etwa Günter Klein vom „Münchner Merkur“ am Start sind. Und manchmal sprechen auch die Bilder so stark, dass es kaum Text braucht: In einer früheren Ausgabe etwa gab es eine gelungene Fotostrecke mit Leon Draisaitl in seiner Heimatstadt Köln. Dump & Chase hat es geschafft, den deutschen Eishockeysuperstar wenig sagen zu lassen und das Resultat war erstaunlich gut, die Fotos sprachen für sich.

Der englische Titel des Magazins ist durchaus programmatisch. Reinhauen den Puck und hierherjagen, wie im Oldschool-Hockey. Der nostalgische Blickwinkel spielt Powerplay.    

Dump & Chase ist das Projekt von drei Eishockeyenthusiasten aus Frankfurt, alle hatten oder haben  mit dem dortigen Zweitligisten Frankfurter Löwen zu tun. Per Crowdfunding wurde das Heft ins Leben gerufen. Mitherausgeber Stefan Kipple sagt, dass noch „alles in Handarbeit“ geschehe. Der Herausgeber tütet die Hefte persönlich für den Versand ein. Die Nähe zum Fußballmagazin „11 Freunde“ sticht ins Auge, aber während die 11 Freunde zwar wissen, wo sie herkommen, aber im durchkommerzialisierten Fußball nicht mehr überall hinkönnen, ist es im Eishockey noch leichter. Stefan Kipple sagt: „Klar, die NHL ist krasser Kommerz. Aber abseits davon gibt es im Eishockey immer noch viele Geschichten zu erzählen.“

Aber sie werden auch nicht mehr die Geschichten. Als die Reporter vom Kultbruchbudenstadion in Ambri wegefahren, kommen sie an der Baustelle vorbei, auf der gerade die neue moderne Arena für die Kultklub aus dem Kanton Tessin entsteht. Auch das Eishockey verändert sich stark oder veränderte sich stark, bevor die Coronakrise alles lahm gelegt hat. Die Krise ist auch schon an der aktuellen Ausgabe von „Dump & Chase“ nicht vorbeigezogen. Es gibt ein starkes Bild über zwei Seiten von einem Geisterspiel aus der Schweiz, aber dort wird ja auch nicht mehr gespielt.

Der Puck ruht inzwischen, selbst Weißrussland hat die Saison beendet. Eigentlich sollte das kommende Heft im Mai erscheinen, doch nun ist als neuer Erscheinungstermin der August angedacht. „Wenn wir Glück haben, kann die neue Saison im September planmäßig beginnen“, sagt Kipple.

Die Saison in Deutschland soll ja erst im September beginnen, wenn dann Großveranstaltungen wieder erlaubt sind. Aber noch ist das mit der Krise und dem Eishockey ja nicht erzählt, der August sollte auch für „Dump & Chase“ gerettet sein und spannend werden..

Dump & Chase ist im Bahnhofsbuchhandel und größeren Kiosken erhältlich oder kann direkt bestellt werden unter: www.dump-and-chase.com - ein Heft kostet 7,90 Euro (plus Versandkosten - und plus Poster, in Ausgabe 7 von Tim Stützle und David Pastrinak).

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