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Stolperfalle. Andrej Schewtschenko und die Ukraine stehen nach dem 0:2 gegen Frankreich in der Kritik. Foto: dapd

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Sport: Dunkle Wolken über der Ukraine

Die Prognose sollte nur sehr bedingt zutreffen, zumindest aber aus sportlicher Sicht. „Die Sonne geht im Osten auf“, hatte die französische Sport-Tageszeitung „L’Equipe“ am Freitag getitelt.

Die Prognose sollte nur sehr bedingt zutreffen, zumindest aber aus sportlicher Sicht. „Die Sonne geht im Osten auf“, hatte die französische Sport-Tageszeitung „L’Equipe“ am Freitag getitelt. Zunächst schien an jenem Abend aber nicht die Sonne aufzugehen, sondern die Welt unter in Donezk. Ein ohrenbetäubender Donnerschlag während der französischen Nationalhymne war der Vorbote eines historischen Abends. Zum ersten Mal in der 52-jährigen Geschichte der Europameisterschaft musste ein Endrunden-Spiel unterbrochen werden, für 57 Minuten – weil der Regen einfach nicht aufhören wollte. Knapp drei Stunden nach dem ersten Anpfiff hatte die Begegnung zwischen Gastgeber Ukraine und Frankreich dann tatsächlich einen Sieger gefunden. Mit dem 2:0 (0:0)-Erfolg nach Toren von Jeremy Menez und Yohan Cabaye verhinderten die Franzosen einerseits in der Gruppe D den vorzeitigen Viertelfinaleinzug der Ukraine, andererseits beendeten sie eine 2172 Tage andauernde Negativserie.

Denn seit dem Halbfinale gegen Portugal bei der WM 2006 in Deutschland hatte die Equipe Tricolore nicht mehr bei einem großen Turnier gewonnen. „Sechs Jahre sind eine lange Zeit, solange wollen wir nicht wieder warten“, sagte Nationaltrainer Laurent Blanc, dessen Mannschaft nun schon seit 23 Begegnungen ohne Niederlage ist und vor dem letzten Gruppenspiel gegen die bereits ausgeschiedenen Schweden beste Chancen auf den Einzug ins Viertelfinale besitzt. Dazu genügt den Franzosen bereits ein Unentschieden.

Der Euphorie in der Ukraine hat der französische Sieg dagegen einen Dämpfer versetzt. Nationaltrainer und -held Oleg Blochin schimpfte nach dem 0:2 vor 48 000 Zuschauern vor allem über das Abwehrverhalten seiner Mannschaft. „Solche Fehler in der Defensive können wir uns nicht erlauben. Das ist eine EM und nicht die ukrainische Liga“, sagte Blochin. Gewitter, Regenmassen und die daraus resultierende Unterbrechung nach viereinhalb Minuten wollte Blochin nicht als Entschuldigung gelten lassen: „Das war für beide Mannschaften gleich.“

Verteidiger Taras Mikhalik räumte die von Blochin angesprochenen Mängel in der Defensive ein: „Am Wetter lag es nicht, das hat beide Teams gleich gestört. Ziel war nicht ein Unentschieden, sondern ein Sieg. Wir waren dann ein bisschen zu offensiv. Das hat den Franzosen das zweite Tor ermöglicht. Aber es ist noch alles möglich, jetzt wollen wir gegen England gewinnen.“ Wenn Blochins Mannschaft die Vorrunde überstehen will, ist ein Sieg im letzten Gruppenspiel am Dienstag Pflicht. Das Spiel findet erneut in Donezk statt, wo das ukrainische Team nach der Niederlage gegen Frankreich lautstark ausgepfiffen wurde.

„Ich denke, es ist nicht fair. Wenn wir gewinnen, ist alles ok, wenn nicht, werden wir erschossen“, sagte Oleg Blochin martialisch.Tsp

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