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Sport: Dunkle Zeiten

In Leverkusen wiederholt sich die persönliche Geschichte des Trainers Klaus Toppmöller

Von Martin Breutigam

Bremen. Sechs Jahre lang habe Bayer Leverkusen auf der Sonnenseite gestanden, sagte Manager Reiner Calmund. Nun, nach der neuerlichen Niederlage bei Werder Bremen, müsse man eben versuchen, so schnell wie möglich wieder aus dem Schatten zu treten. Mit nur fünf Punkten aus sechs Spielen steht der Vizemeister auf einem für eine Mannschaft dieses Formats unwürdigen Tabellenplatz. Immerhin waren in Lucio, Ramelow, Schneider und Neuville auch beim 2:3 in Bremen vier Spieler dabei, die unlängst im WM-Finale mitgewirkt hatten.

Gewiss, Hochs und Tiefs gehören zum Leistungssport wie ein gewaltiger Bauch zu Reiner Calmund. Doch die Leverkusener Berg- und Talfahrt der vergangenen zwölf Monate hat womöglich auch mit dem Trainer Klaus Toppmöller zu tun. Ob in Frankfurt, Bochum, Saarbrücken oder Leverkusen – Toppmöllers Sachverstand und Charisma fruchteten zunächst bei all seinen Trainerstationen rasch. Manchmal griff er auch zu ungewöhnlichen Motivationstricks, um die in seinen Spielern schlummernden Kräfte zu wecken. Unvergessen, wie er als Trainer von Eintracht Frankfurt in der Saison 93/94 einen Adler mit in die Kabine brachte. Die Magie des Raubvogels sollte den Spielern Flügel verleihen. Tatsächlich befand sich die Eintracht lange auf Meisterschaftskurs, später aber blieben die Erfolge aus und Toppmöller wurde entlassen.

Dass sich die Geschichte auch in diesem Punkt wiederholt, ist nicht abzusehen, wenngleich der 51-Jährige nach wie vor ein Faible für ungewöhnliche Maßnahmen besitzt. Die wichtigsten der vergangenen Woche waren jedoch unwirksam und unpopulär. Das Festhalten an dem in zentraler Rolle bislang wenig überzeugenden Zugang Jan Simak stieß innerhalb der Mannschaft ebenso auf Kritik wie Toppmöllers Entscheidung in der sensiblen Torwartfrage. Die insgesamt neun Tore, die sich Frank Juric in Athen und Bremen einfing, rechtfertigten jedenfalls nicht die Ausbootung von Nationaltorwart Jörg Butt.

Nach dem Spiel gegen Piräus haderte auch Toppmöller mit seiner Mannschaft. Diese habe derzeit einfach nicht die Qualität, um den Fußball der vergangenen Saison zu spielen. Auch nach der Niederlage in Bremen zeigte er sich verschnupft, allerdings nur erkältungsbedingt. Verbal schützte er die Seinen. „Das ist sehr bitter für die Mannschaft, wir haben hier 80 Minuten klar dominiert, und stehen trotzdem wieder mit leeren Händen da.“ Die Statistik bestätigte, dass es sich gegen Werder um einen Fortschritt handelte. Auf Bayers Habenseite standen: mehr Ballbesitz, mehr gewonnene Zweikämpfe, drei Pfosten- oder Lattenschüsse.

In einem Punkt sieht Toppmöller sein Team sogar an der Spitze: „Mit unserer Verletztenliste sind wir, glaube ich, führend in der Liga.“ Doch Erklärungen nützen ihm in diesen Tagen ebenso wenig wie gute Statistiken. Morgen kommt Manchester United in die Bayarena, am Samstag Bayern München. Keine Gegner, die eine Entspannung im Verein vermuten lassen.

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