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Endlich ganz oben. 2012 ging Adam Scott bei den British Open am Ende unter. Diesmal behielt er die Nerven. Foto: AFP

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Sport: Durchbruch am zweiten Extraloch

Adam Scott galt als ewiges Talent – nun gewann er nach einem spannenden Finale als erster australischer Golfer das US Masters.

Es war 9.45 Uhr in Australien, als Adam Scott auf dem zehnten Grün des Augusta National Golf Clubs die Faust in die Höhe riss und brüllte. „C’mon Aussie.“ Der 32-Jährige hatte soeben das US Masters für sich entschieden, Angel Cabrera mit einem Birdie am zweiten Extraloch des Play-offs besiegt, sein erstes Major-Turnier gewonnen und Australiens jahrzehntelange Durststrecke beendet. Zig Weltklassegolfer hat der Kontinent hervorgebracht, über Jahre mit Greg Norman den weltbesten Golfer gestellt – beim US Masters in Augusta aber konnte nie ein Australier gewinnen.

Nie zuvor standen die Chancen so gut wie an diesem Finalsonntag, der anders als gewohnt nicht im verschwindenden Licht der untergehenden Sonne ein Ende nahm, sondern in der unangenehmen Kälte strömenden Regens. Drei Australier tummelten sich während der entscheidenden zwei Stunden unter den ersten Zehn des Leaderboards. Der relativ unbekannte Marc Leishman, der das Turnier nach der ersten Runde angeführt hatte und am Ende Vierter wurde. Der emotionale Kämpfertyp Jason Day, der mit einem Birdie und einem Eagle auf den ersten zwei Löchern zuerst wie der Mann des Tages aussah, um ganz am Schluss auf dem 18. Grün den entscheidenden Birdieputt für den Einzug ins Play-off zu verpassen und auf Rang drei zu landen. Und schließlich Adam Scott, dem nach seinem Sieg sämtliche Sympathien gehörten.

Und das nicht, weil er so viel besser gespielt hätte als alle anderen im Feld. „Ich war sehr, sehr zittrig mit meiner Geschwindigkeitskontrolle und meinen Putts“, gestand Scott nach seinem Sieg. Das feuchte Wetter machte allen Spielern zu schaffen, sorgte für eine Serie zu kurz gelassener Putts und bremste am Ende auch Tiger Woods aus, der Vierter wurde. „Ich habe gut gespielt, aber zu viele Putts verpasst“, lautete seine knappe Zusammenfassung. Während er wie all die anderen Favoriten lange hauptsächlich um Pars kämpfte, erarbeitete sich Angel Cabrera nach einem frühen Birdie an Bahn zwei schließlich an Loch vier die alleinige Führung und hielt diese während der ersten Hälfte der Runde.

Scott dagegen verharrte im direkten Verfolgerfeld und spielte nur Pars. Er leistete sich aber auch keine Fehler, während ein Großteil der Kollegen mit den Grüns haderte, die an diesem Sonntag aufgrund des leichten Regens so viel weicher und langsamer waren als noch an den Tagen zuvor. „Ich habe völlig das Gefühl für die Geschwindigkeit der Grüns verloren“, resümierte etwa Bernhard Langer. Seine Schlussrunde hatte furios mit drei Birdies begonnen und ließ kurz die Hoffnung aufflammen, dem 55-Jährigen möge ein kleines Wunder und der dritte Masters-Sieg gelingen. Mit langsamen Grüns aber hat sich der Deutsche immer schwer getan. Pech rundete den unguten Verlauf der Runde ab. Am 13. Loch traf Langers Ball nach einem perfekten zweiten Schlag ein winziges Stückchen Ast eines überhängenden Baumes und verschwand im Bach vor dem Grün. Langer spielte ein Doppel-Bogey, seine Titelhoffnungen hatten sich danach erledigt – er wurde 25.

Auch Angel Cabrera wurde das Bächlein zum Verhängnis. Er kassierte ein Bogey, kämpfte sich aber zurück und zog schließlich mit einem Birdie an Bahn 18 zum Stand von neun unter Par ins Play-off mit Scott ein.

Der ruhige Australier ist einer der kontrolliertesten Spieler der Szene; beherrscht selbst in einem Moment wie der British Open 2012, als er auf den letzten vier Löchern einen Vorsprung von vier Schlägen verspielte und am Ende nur Zweiter wurde. Das Drama von Lytham „hat mich hart gemacht“, meinte Scott. „Es hat mir den Glauben gegeben, dass ich ein Major gewinnen konnte.“ Auch deshalb verwandelte er einem Putt aus etwa acht Meter am 18. Loch rigoros zum Birdie. Dieses Birdie konnte er am ersten Play-off-Loch mit Cabrera noch einmal wiederholen und brauchte wie dieser nur einen Chip und einen Putt. „Manchmal lernt man eben auf die harte Tour“, erinnerte sich Adam Scott an sein Debakel in Schottland. Als er am Sonntag in Augusta am zweiten Extraloch einen Putt zum Birdie und Sieg hatte, nachdem Cabrera Par gespielt hatte, sagte er sich nur eines: „Zeig jedem, wie sehr du diesen Sieg willst. Das hier ist der eine Putt.“

Der Ball fiel ins Loch. Aus dem kontrollierten Scott wurde ein ausgelassener, emotionaler Mann, der spüren ließ, wie sehr er diesen Sieg nach zwölf Jahren als Profi brauchte. Schon als Teenager aufgrund seines tadellosen Schwungs als Weltstar von morgen gepriesen, gelang dem neuen Weltranglistendritten bei den Major-Turnieren nie der Durchbruch. „Adam Scott trifft den Ball wahrscheinlich besser als jeder andere Spieler auf der Welt“, kommentierte sein Mentor Greg Norman den Triumph. Jetzt hat Australien endlich seinen Masters-Sieg.

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