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Sport: EHC Eisbären: Der Wahnsinn heißt Pagé

Eishockey ist ein komisches Spiel. Zumindest, wenn es so gespielt wird wie in Deutschland.

Eishockey ist ein komisches Spiel. Zumindest, wenn es so gespielt wird wie in Deutschland. Seit Mitte September geht es in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zur Sache, aber es es für die Berliner Eisbären eine gute oder eine schlechte Saison wird, das entscheidet sich an einem einzigen Nachmittag. Heute Nachmittag. Im Spiel gegen die Revier Löwen Oberhausen (14.30 Uhr, Sportforum Hohenschönhausen) wird sich entscheiden, ob die Berliner Eisbären den Sprung in die Play-offs schaffen oder wie in den vergangenen beiden Jahren in der entscheidenden Saisonphase wieder nur zuschauen müssen. "Das ist schon komisch, dass im letzten Moment alles von einem Spiel abhängt", sagt Peter John Lee. Der Manager macht trotz der angespannten Situation einen gelösten Eindruck. Das liegt an einem Mann, auf den die Eisbären eine Woche lang verzichten mussten. "Jetzt ist er wieder gesund", sagt Lee. "Er hat sich schon Notizen ohne Ende gemacht. Wahnsinn." Der Wahnsinn trägt den Namen Pierre Pagé.

Der kanadische Eishokeylehrer hatte wegen eine fiebrige Entzündung im Ohr eine Woche lang im Krankenhaus gelegen. Es stand kritisch um ihn. "Meine Lebensperspektive hat sich total verändert", sagt Pagé. "Vor ein paar Tagen habe ich um mein Leben gekämpft. Heute geht es für uns Eisbären ums Überleben.

Schon am Freitag in Kassel war Pagé allgegenwärtig - obwohl, oder gerade weil er nicht da war. Hans Zach schien sich ohne seinen kanadischen Kollegen entsetzlich zu langweilen. Zwar hatten sich seine Kassel Huskies mit einem 3:1 über die Eisbären einen Spieltag vor Ende der Hauptrunde für die Play-offs qualifiziert. Aber wer triumphiert schon gern, wenn der Gegenpart fehlt. Berlins Kotrainer Hartmut Nickel war für verbale Duelle nicht zu haben. Nachdem Zach den Sieg mit ein paar Superlativen abgefeiert hatte, musste er nach einem "tollen Spiel einer Mannschaft mit toller Form" seinen großen Auftritt ans Büffet verlegen. "Noch etwas übrig geblieben?", fragte Zach. Lachen im Auditorium. Zach stibitzte noch ein Schmalzpastetchen und trabte davon.

Immer wenn es gegen Kassel ging, war für die Berliner in dieser Saison nichts zu holen. Auch wenn sie mal die bessere Mannschaft waren, wie Freitag in der Eissporthalle Kassel. Stürmer Sven Felski stellte enttäuscht fest, dass trotz guter Vorstellung der Eisbären, "nicht das eintraf, was hätte eintreffen müssen". Er selbst hatte seine "Pfostenschüsse sechzehn und siebzehn in dieser Saison hingelegt". Genau das war der Schwachpunkt im Spiel der Berliner. "In der Tabelle steht nun mal nicht, wie gut man gespielt hat", sagt Kotrainer Nickel.

So geht es heute noch einmal um alles. Mit dem Erreichen der Play-offs wäre das Saisonziel erreicht, und Manager Lee könnte sich die Gedanken um die Zukunft machen. Etwa, ob sich beim Trainerstab etwas ändert. Georg Holzmann hat Interesse an einem Job als Kotrainer signalisiert. Zurzeit ist das Idol vom Lokalrivalen Capitals Trainer beim Zweitligisten Bad Tölz. "Wenn so ein Name auf deinem Tisch landet, dann musst du dir natürlich Gedanken machen", sagt Lee. "Aber wir sollten erst einmal sehen, was Sonntag passiert." Mit Pierre Pagé und seinen unendlichen Notizen.

Claus Vettr

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